Orientierung

Samstag, 27. August 2011

Links ist man öffentlich - oder man ist es nicht.

25.000 mal: "... will wissen, was hier drin steht"
von Reinhard Heinrich

Wir können uns gratulieren
Mit bislang 645 Beiträgen, die insgesamt 25.000 mal zumindest Interesse geweckt haben, hätten wir schon mit Blick auf die gesamte Wahlperiode nicht gerechnet. Dankeschön, liebe interessierte Besucher! Dankeschön, liebe Mit-Schreiber und Dankeschön auch, liebe skeptische Besucher! Es gab bis 2009 in Dresden eine linke Zeitung, die wurde von (vorübergehend, aber energisch) "führenden Genossen" als "parteifeindlich" eingeschätzt, nachdem sie sich 19 Jahre lang der politischen Kommunikation der SED/PDS/Linkspartei mit der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hatte. Dieses "vernichtende" Urteil wirkte vor allem auf ältere, aus ihrer SED-Biografie heraus verständlicherweise autoritär geprägte Menschen - parteilose eingeschlossen. Trotzdem wurden gerade diese regelmässig "erwischt" bei der Lektüre des neuerdings verfemten Blattes. Ihre Rechtfertigung lautete dann: "Ich muss doch wissen was drin steht ..."
Genau! "Wissen, was drin steht ..." Offensive politische Kommunikation dient eben nicht der Bestätigung irgendwelcher "Standpunkte". Wer Veränderung herbeisehnt sucht "Bewegungspunkte". Lange genug wurden Widersprüche als "Triebkraft der Entwicklung" im Parteilehrjahr gepredigt - und im realen Leben verleugnet. Mit Widersprüchen - auch den eigenen - kann man sich auseinandersetzen - oder es lassen. Doch dann muss man damit rechnen, dass andere es tun. Die Haltung zu Fidel Castros Geburtstag, zur Berliner Mauer oder zum "traditionellen linken" Antisemitismus sind solche Gelegenheiten, Gespräche selbst zu führen, oder von beliebigen Dritten führen zu lassen. Und das Führen  - nicht nur von Gesprächen - stand ja schon einmal in einer Verfassung. Allerdings: Nur, was wirklich und produktiv getan wird, wirkt auch. Jene Verfassung wurde durch Unterlassung zum Papierfetzen. Es wird ja wohl nicht dem selbst gestellten Auftrag entsprochen haben, die DDR ("straff geführt") an die Wand zu fahren .


„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretirt; es kömmt drauf an, sie zu verändern.“
Elfte These über Feuerbach
(original Handschrift von Karl Marx)

Die Welt der vielen Menschen wird gerade wieder sehr gründlich - und sehr zum Nachteil schweigender Mehrheiten  - verändert durch die ungezügelte Herrschaft des Kapitals über die Arbeit. Wer die Wahl hat, entscheidet sich beim Geldverdienen lieber Geld einzusetzen als Arbeit. Es bringt einfach mehr ein. Selbst oder gerade, wenn es geliehenes - gestohlenes, erpresstes oder sonstwie schmutziges Geld ist. Das bisschen notwendige Arbeit kann man leicht zukaufen. Anscheinend ist die Zeit reif: Der Mensch "tritt neben den Produktionsprozess, statt sein Hauptagent zu sein." [GRUNDRISSE der Kritik der Politischen Ökonomie (Rohentwurf 1857 - 1858), Kapitel III: Das Kapitel vom Kapital, Zweiter Abschnitt: Der Zirkulationsprozess des Kapitals, S. 592f, Berlin 1953,]

Ganz offensichtlich tritt der Mensch aber nicht neben den Austauschprozess. Er muss zumindest weiter teilnehmen am Essen, Trinken und Wohnen - und vor allem am Bezahlen. Es könnte linke Politik sein, darauf aufmerksam zu machen. Einige linke Politiker tun das auch. Aber grundsätzliches Nachdenken über die Basis dieser Verhältnisse ist selten. Beinahe machen sich mehr regierende Politiker darüber Gedanken, als die oppositionellen. Wozu sind diese dann noch gut?


"Wahlen werden gewonnen über Personen, Zukunftskompetenz, Werte und Vertrauensdimensionen, nicht über Einzelforderungen oder Programme"
(The New Prince. Machiavelli updated for the 21st Century),
 amerikanischer Wahlmanager

Dieser Dick Morris weiss, wie man Wahlen gewinnt - und er hat das bewiesen. Die zwei Male, die ein Mensch überhaupt US-Präsident sein kann, hat er für seinen Chef Bill Clinton herausgeschlagen. Natürlich, "unsere Menschen" fallen auf so etwas nicht herein. Deswegen regiert ja seit 1990 die PDS, unlängst mit der WASG vereinigt als DIE LINKE. Oder doch (noch) nicht?
Amerikanische Präsidentschaftskandidaten haben Wahlkampf geübt. Bevor sie Washington ins Visier nahmen, wurden sie zumeist Gouverneur eines Bundesstaates, wenigstens aber Bürgermeister von Springfield. Das war jetzt ein Witz. Bill Clinton überstand nicht nur zwei Gouverneurs- und zwei Präsidentenwahlen sondern auch noch die Lewinsky-Affäre und "kritisierte später die Heuchelei in Gesellschaft und Politik. Hierbei bekam er internationale Unterstützung, etwa durch Auftritte Nelson Mandelas oder König Hussein I. im US-Fernsehen." (Quelle: Wikipedia) Irgend etwas muss er richtig gemacht haben.

Vertrauensdimensionen, Werte und Zukunftskompetenz - idealerweise gebündelt in Personen - machen den Wahlerfolg. Und 19 Prozent ist keine Mehrheit.  Vertrauen kann man gewinnen, die Werte (seiner Wähler) muss man kennen, um mit ihnen übereinzustimmen, Zukunftskompetenz jedoch muss man erwerben und immer wieder verteidigen. Denn die Zukunft von heute ist übermorgen schon Vergangenheit. Kompetenzen sind eine sichere Bank, so lange die politische Konkurrenz dabei nicht wirklich mitkonkurriert. Zukunftskompetenz kann nur verlängerte Gegenwartskompetenz sein. Abgeordnete können diese Kompetenz zeigen - oder für unwichtig erklären. Wenn sie sie zeigen, treten sie innerparteilich in Konkurrenz (vor der Wahl). Deshalb verbergen manche Kandidaten ihre Kompetenzen auf Parteitagen zugunsten von Losungen. Noch authentischer sind nur noch jene, die nichts an Kompetenz zu verbergen haben. Sie gelangen (ein wenig zu) oft an die Spitze.

25.000 Klicks - na und?
Das ist keine so gewaltige Zahl. Wir haben 25 Jahre DDR gefeiert und geglaubt, wir wären aus dem Gröbsten raus. Das war 1974. Vielleicht geben wir ja auch bei 40.000 entnervt und ermüdet auf, weil wir niemanden zum Mitmachen gewonnen haben? Wohl eher nicht. Denn über Sachsen breitet sich geräuschlos aber rege ein Netz aus, das in Wachstum und Qualität wahrscheinlich auch bundesweit einmalig ist: Durch die Vernetzung mit anderen Blogs wird es sichtbar. Unser Blog hat Ableger gleichen Sinnes - und diese haben wieder Ableger. Besonders im Erzgebirge wird sichtbar: Die Nachahmer - nein Mitstreiter - lernen von einander und von weiteren "Knoten" im Netzwerk. Und das geschieht (auch), weil es Spass macht, zu sehen, dass woanders Gleichgesinnte arbeiten und leben. Weil es Spass macht, zu erleben, wie andere mit "Versuch und Irrtum" umgehen. Weil es Spass macht, zu sehen, wie Andere von einem selbst die guten Ideen "klauen" - was ein absolutes Qualitätsmerkmal für die Güte von Ideen  - und also ein dickes Lob - ist. Und das alles ohne zentrale Direktive, ohne Beschlüsse von "Obrigkeiten", die ja mit anderem beschäftigt sind. Basisdemokratisch halt. Und hier wächst eine Gruppierung selbstbewusster, vielseitiger Öffentlichkeitsarbeiter heran, die sich auch ohne Schauspielunterricht auf die Bühne trauen.
"Willst Du eine Rolle spielen, dann geh selbst auf die Bühne!" - tönt den verklemmten Politbürokraten und Apparatschiks entgegen, die da Unterschriftenautomaten bedienen und im Namen ihrer "führenden Genossen" Zeitungen lesen und Leserbriefe schreiben müssen. Selbst ist der Mann und die Frau. Nein, DIE LINKE kann  ein Partner für die Linke sein. Die deutsche Linke ist nahezu überall. DIE LINKE muss nur auch da hin gehen. Mit offenen Augen und offenen Herzen. Unvermauert und selbstbewusst.

Wozu das alles?
Warum erscheinen diese Gedanken gerade hier? Weil es eigentlich egal ist, wo man ignoriert wird. Vor den Göttern, die die Suchmaschinen heute sind, ist sowieso jeder Ort im Internet gleich viel wert. Hauptsache sind die Schlüsselworte, die eine Veröffentlichung auffindbar machen. Und die werden auf http://kreis-meissen-von-links.blogspot.com/ genau so gut gefunden,  wie auf jeder anderen Seite. 25.000 Lesezugriffe lösen unmittelbar noch nichts aus. Aber es könnten sich Menschen finden, die sich hier beim Lesen treffen - und eine Spur hinterlassen in Gestalt eines Kommentars. Das macht Gleichgesinnte auffindbar. Und das spielt eine gewisse Rolle. Das grosse Karthago war nicht mehr auffindbar nach seiner letzten Schlacht. DIE LINKE im Kreis Meissen ist manchmal nur mit Mühe auffindbar. In Dörfern mit Bürgermeisterwahl  weiss man ein Lied davon zu singen.  Die Linke überall hingegen scheint immer zahlreicher zu werden. Das schafft Hoffnung. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. Auf zur 50.000!

2 Kommentare:

  1. Guter Blog,interessant und informativ. Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen.Schlimm ist, dass manche "GenossInnen" 1989 stehen geblieben sind und immer noch auf ein Fernschreiben aus Wandlitz warten.Bald sind wieder Wahlen und die Partei " Die Linke" versucht Wähler mit Graben- und Postenkämpfen zu gewinnen. So aber läuft es an den Baum. Die anderen Parteien wirds freuen.

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  2. Danke Sinek, das überwältigend zustimmende Schweigen aus breitesten Kreisen, begleitet von sprunghaft zunehmenden Leserzahlen (letzte 30 Tage von 2.500 auf über 3.500) scheint die Aussagen zu bestätigen.
    - - - -
    Und keiner widerspricht. Wie in der SED. Beängstigend.

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