Orientierung

Samstag, 27. August 2011

Politische Ökonomie? Keine Zeit. Wir haben Krise.

Was die "Reichtumsuhr" uns sagt
von Reinhard Heinrich

Viele gesellschaftliche Kräfte in der Bundesrepublik sprechen klar aus, was sie sehen. Manche halten sich etwas bedeckter. Wenn jedoch in der FAZ steht:  „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“, dann öffnen sich wohl schon ein paar bislang gläubig geschlossene Augen. (S. auch Beitrag vom 15.8.2011)

Mit offenen Augen kann man die Reichtumsuhr (anklicken!) anschauen. Alle Politiker sprechen mit dem Gesicht zum Volk von desaströs wachsender Staatsverschuldung. Und sie unterscheiden sich in Linke und Sonstige nur in der Aussage, wo man sparen könnte. Das ist die Botschaft, die ankommt. Leider. Es wäre unserer Volksvertreter würdig zu sagen, dass das Wachstum privaten Reichtums pro Sekunde fast vier mal so gross ist, wie das Wachstum öffentlicher Verschuldung. Leider kommunizieren unsere Volksvertreter offensichtlich ungern etwas (bisher) Unbekanntes. Daher bleibt es weithin unbekannt. Für die Öffentlichkeit existiert nur, was öffentlich gesagt wird.

Was ist das für ein Land, in dem eine Regierung den Fluss des Reichtums nicht steuert? Wenigstens so weit steuert, dass das Gemeinwesen funktionstüchtig bleibt. Das Werkzeug dazu heißt "Steuern". Da aber diejenigen, deren Vermögen in summa pro Sekunde um 7.400 Euro wächst, unmöglich dieses Einkommen als Umsatz wieder bei Aldi oder Lidl an der Ladenkasse ausgeben können - es geht einfach nicht - wirkt eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nur bei Leuten mit normalem (oder geringem) Einkaufsvolumen. Und zwar negativ. Sie können dann weniger kaufen. Steuereinnahme sinkt, Schuldenuhr tickt, grosses Geschrei.

Warum wird das nicht kommuniziert? Ich kann es nur vermuten. Es wäre Beschäftigung mit politischer Ökonomie - auf Staatsebene. Und daher vermutlich unangenehm. Von einer Partei könnte ich es mir immerhin vorstellen. Die aber kommuniziert ständig etwas anderes ...  Während die deutsche Linke (bis hinein in Spiegel, ja selbst FAZ) links neben ihr vorbei zieht.


1 Kommentar:

  1. Und wenn dazu berechnet würde, wie viel Geld die Reichen Deutschlands im Ausland deponieren, wäre das Missverhältnis noch viel größer!!!

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