Orientierung

Donnerstag, 6. November 2025

Leseempfehlung: Richard David Precht - SPIEGEL Bestseller-Autor

Angststillstand. Warum die Meinungsfreiheit schwindet. Ein Essay,


Erst im vergangenen Monatr ist dieses kleine, aber feine Büchlich beim Goldmann-Verlag erschienen.Nicht selten hört man in Gesprächen oder aus Gefragungen heraus die Meinung, man können sich in Deutschland nicht mehr frei äußern. Da ich beruflich (Dr. rer. pol, Lehrbeauftragter an zwei Hochschulen) an öffentlichen Informationen und Diskussion sehr interessiert bin, treffe auch ich immer wieder auf solche Vorbehalte.U.a. durch meine ehrenamtliche Tätigkeit im Leserbeirat der Sächsischen Zeitung kann ich das allerdings gar nicht ausreichend bestätigen. Jedes Wochenende erscheint dort eine ganze Seite mit interessanten und kritischen Leserbriefen. Aber es muss ja trotzdem etwas dran sein, wenn deutlich mehr Leute sich als unzufrieden erklären, als sich in solchen oder ähnlichen Gremien offen zu äußern.

Precht, der bekannte Honorarpressor für Philosophie und Ästhetik sowie Fernsehmoderator, nennt es Angststillstand, dass die meisten Menschen sich offenbar nicht mehr zur öffentlichen Polemik (für mich ein positiver Ausdruck) trauen, tatsachenfundiert und realistisch begründet. Die Kehrseite davon scheint zu sein, dass die Wenigerwerdenden aber immer Recht haben wollen, die 83 Millionen Fußballtrainer quasi. Preecht kann uns keine perfekt gültige Antwort geben, aber er will zum Nachdenken anregen. Ich lese für Gewöhnlich langsam. Aber dieses Mal bin ich am 3. Tag schon fast durch in diesem Buch. Und mein erstes Fazit ist, dass wir uns auch in der Linken wieder darauf besinnen müssen, intensiv, ehrlich und voranbringend die unterschiedlichen Meinungen in unseren Reihen auszutauschen und  öffentlich darzustellen. Vor Jahren hieß es schon, dass wir eine pluralistische, kapitalismuskritische Partei zu sein müssen. Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob wir uns als Linke so einfach in den allgemeinen Volkssport Meckern einordnen können, ohne bedeutungslos zu werden.

Precht liest sich wie immer nicht unproblematisch, er schreibt mitunter ziemlich akademisch und stellt provokante Behauptungen auf. Das mögen vielleicht nicht alle. Oder sie führen es nicht ausreichend mit der Suche nach Differenzen und Konsens. Manch guter Freund sagt mir "Precht - den kannste alleine lesen.". Das ist aber genau so, wie wenn einer sagt, die Sächsische Zeitung wäre langweilig, und jedoch schon vor Jahren sein Abonnement abgemeldet hat.

Sein Symbol des Axolotls ist vielleicht nicht sofort und so leicht zu verstehen. Diese Art von Schwanzlurch hat sich der Umwelt dergestalt angepasst, dass er entwicklungsgeschichtlich im Larvenlevel verharrt. "Er weigert sich, so könnte man sagen, erwachsen zu werden." (S. 60  f.) Das kann man auch Neotenie nennen oder mit "in seiner Jugend stecken zu bleiben" übersetzen.

Hat jemand Lust zu einer gemeinsamen und kritischen Buchlesung bzw. -diskussion? Bitte die Kommentarfunktion nutzen für eine eventuelle Terminvereinbarung.

G. Dietmar Rode, Blogger

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