Orientierung

Samstag, 10. Oktober 2015

CDU-Asozialpolitiker Krauß verhöhnt Kriegsopfer

Juliane Nagel auf dem Neukieritzscher
Landesparteitag/Foto: Rode
 – und entsorgt dabei nicht nur das christdemokratische Familienbild

Den neuesten Ausfall von Alexander Krauß: „Wer sein Kind allein um die weite Welt reisen lässt, sollte dafür nicht auch noch mit einer Aufenthaltserlaubnis belohnt werden.“ 

kommentiert Juliane Nagel, 
Sprecherin für Flüchtlings- und Migrationspolitik 
der Fraktion DIE LINKE:

"Krauß unterstellt pauschal, Eltern würden ihre minderjährigen Kinder freiwillig fortschicken, um sich selbst ein besseres Leben zu verschaffen. Er verkennt bewusst die Zustände in Kriegs- und Krisengebieten, die Menschen zu solchen Notlösungen treiben. Väter und Mütter bringen Mittel auf, um Schlepper zu finanzieren, weil es keine sicheren Fluchtwege gibt, und müssen entscheiden, welches ihrer Kinder möglicherweise eine bessere (Über)Lebenschance bekommen soll. Ich freue mich für den Familienvater Alexander Krauß, dass er sich nicht in derselben Situation befindet wie tausende Eltern in Ländern, die momentan in Schutt und Asche gelegt werden. In unserer satten und fernen westlichen Welt können sich Politiker wie Herr Krauß stets leicht in der Auffassung wiegen, man müsse sich andernorts eben mit dem Sterben abfinden, um den Industrieländern keine „Unannehmlichkeiten“ zu bereiten. 
Der CDU galt die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kind bislang als Garant des Kindeswohls. Es ist völlig unklar, wie ein erklärter Vertreter dieses christlichen Familienbildes ernsthaft vorschlagen kann, Minderjährigen ihre Kernfamilie zu entziehen. Für mich ist Krauß kein Sozial-, sondern ein Asozialpolitiker, der Kriegsopfer verhöhnt. Er kann nicht mehr ernstgenommen werden. 
Das EU-Recht garantiert hohe Standards zum Schutz von Familien und Asylsuchenden. Krauß‘ Vorschlag verstößt gegen die EU-Familienzusammenführungsrichtlinie. Sachsen stößt auch längst nicht an irgendwelche „Kapazitätsgrenzen“: Die ankommenden Asylsuchenden gleichen noch längst nicht die Bevölkerungsverluste aus, die dem Freistaat vor und seit 1990 entstanden sind. Solche Angst- und Panikmache, die wir bisher vor allem von Pegida und der AfD kennen, ist gesellschaftsschädigend. Sie dient vor allem dem Zweck, das administrative Versagen der CDU-Staatsregierung bei der Flüchtlingsunterbringung zu überdecken – Parteitaktik auf dem Rücken Schutzbedürftiger. Ich hoffe, dass sich der Kurs der Bundeskanzlerin in der CDU durchsetzt."
wikipedia: Kriegskind bezeichnet ein Kind, das in Krieg und Nachkriegszeit in seiner Familieneinbindung, seinen Wohnverhältnissen, seiner körperlichen und geistigen Verfassung und/oder in seiner weiteren Entwicklung beeinträchtigt wurde. Die Schicksale der Kriegskinder wurden in Sachbüchern wie u.a. die Die vergessene Generation von Sabine Bode und in Dokumentarfilmen geschildert.

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