Mit der angestrebten Schließung der Stahlguss Gröditz GmbH
will die verantwortliche Geschäftsführung die Arbeitsplätze von 75 Kolleginnen
und Kollegen vernichten. Sie will eine in mehr als 120 Jahren gewachsene und
stetig weiterentwickelte industrielle Kompetenz, die auf der Höhe der Zeit ist,
abwickeln. All das soll in einer strukturschwachen Region mit einer weit
überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit geschehen.
In dieser Situation ist es ein Gebot der Vernunft und der
sozialen Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, der Stadt Gröditz und der
Region, dass sich die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Meißen und die
politischen Mandatsträger aus dem Kreis mit den Beschäftigten stark und
nachhaltig solidarisieren. Zusammen mit ihrer Gewerkschaft, der IG Metall
Riesa, haben die Interessenvertreter im Betrieb aufgezeigt, dass es
überzeugende wirtschaftliche Alternativen zur Schließung gibt. Diese Perspektiven
dürfen nicht daran scheitern, dass sich eine Geschäftsführung dabei ertappt
sieht, dass sie in den zurückliegenden Jahren ihrer unternehmerischen
Verantwortung am Standort nicht nachgekommen ist. Mit Betriebsrat und
Gewerkschaft sind wir einig, dass es nicht ausreicht, auf ein verändertes
Marktumfeld für die Gröditzer Gießerei hinzuweisen. Mit dieser Begründung macht
es sich die Geschäftsführung zu einfach. Sie rechtfertigt vor allem nicht, dass
seit Monaten die Akquisition neuer Aufträge praktisch eingestellt wurde. So
kann man jeden Betrieb kaputt machen. Notwendig ist stattdessen, dass für das
Gröditzer Unternehmen in der Gußgruppe der GMH-Holding endlich ein
leistungsfähiger Vertrieb aufgebaut und eine moderne, leistungsfähige
Produktions- und Arbeitsorganisation eingeführt wird.
Die Entscheidung der Beschäftigten und ihres Betriebsrats,
die IG Metall mit den Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag zu
beauftragen, ist richtig. Damit ist es möglich, höhere Leistungen für den
Wegfall zerstörter Arbeitsplätze zu fordern und durchzusetzen als mit den
Mitteln des Betriebsverfassungsgesetzes, auch weil für den Sozialtarifvertrag
alle Mittel des Arbeitskampfes eingesetzt werden können.
In der nun beginnenden Auseinandersetzung brauchen die
Kolleginnen und Kollegen die Solidarität der ganzen Region, damit es ihnen
gelingt, die drohenden Stilllegungskosten so hoch anzusetzen, dass eine
Neustrukturierung des Betriebes auch nach betriebswirtschaftlichen Kalkülen die
vernünftigere und überlegene Alternative darstellt. Was z.B. bei Siemens in
Leipzig möglich war und dort inzwischen auch die Konzernzentrale überzeugt,
muss im montanmitbestimmten Konzern GMH ebenso möglich sein.
Insbesondere die Kommunalpolitiker müssen der Erfahrung, „wer
die Auseinandersetzung meidet, wird die Niederlage teilen“, entsprechend
konsequent handeln. Auch im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Stadt
Gröditz und der Region ist es geboten, dass wir uns gemeinsam an der Seite der
Beschäftigten einsetzen!
Wir erinnern schließlich daran, dass 1992 der letztlich
erfolgreiche Kampf um den Stahlstandort Gröditz mit der ersten
Betriebsbesetzung begonnen hat, weil die Treuhandanstalt die notwendigen
Investitionen in die Stahlgießerei verweigern wollte. Auch unter den heutigen
Bedingungen gilt es, dass die Menschen der Region und die Kommunalpolitiker
sich wie damals mit dem neuerlichen Kampf der Beschäftigten um die Gröditzer
Gießerei klar und unmissverständlich solidarisieren. Sagen wir der GMH-Holding
und Herrn Großmann laut und deutlich: Eigentum verpflichtet – zumal in einer
strukturschwachen Region und erst recht, wenn es kurzfristig wirtschaftlich
vernünftige Alternativen zur Schließung gibt.
Andreas Graff, stellvertretender Kreisvorsitzender DIE LINKE. Meißen
Heinz Hoffmann, Kreisrat
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