Orientierung

Dienstag, 18. November 2014

Zur beabsichtigten Schließung der Stahlguss Gröditz GmbH

Stahlstandort Gröditz - muss der
Amboss bald aus dem Wappen heraus?
Presseerklärung DIE LINKE.Meißen 

Mit der angestrebten Schließung der Stahlguss Gröditz GmbH will die verantwortliche Geschäftsführung die Arbeitsplätze von 75 Kolleginnen und Kollegen vernichten. Sie will eine in mehr als 120 Jahren gewachsene und stetig weiterentwickelte industrielle Kompetenz, die auf der Höhe der Zeit ist, abwickeln. All das soll in einer strukturschwachen Region mit einer weit überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit geschehen.

In dieser Situation ist es ein Gebot der Vernunft und der sozialen Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, der Stadt Gröditz und der Region, dass sich die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Meißen und die politischen Mandatsträger aus dem Kreis mit den Beschäftigten stark und nachhaltig solidarisieren. Zusammen mit ihrer Gewerkschaft, der IG Metall Riesa, haben die Interessenvertreter im Betrieb aufgezeigt, dass es überzeugende wirtschaftliche Alternativen zur Schließung gibt. Diese Perspektiven dürfen nicht daran scheitern, dass sich eine Geschäftsführung dabei ertappt sieht, dass sie in den zurückliegenden Jahren ihrer unternehmerischen Verantwortung am Standort nicht nachgekommen ist. Mit Betriebsrat und Gewerkschaft sind wir einig, dass es nicht ausreicht, auf ein verändertes Marktumfeld für die Gröditzer Gießerei hinzuweisen. Mit dieser Begründung macht es sich die Geschäftsführung zu einfach. Sie rechtfertigt vor allem nicht, dass seit Monaten die Akquisition neuer Aufträge praktisch eingestellt wurde. So kann man jeden Betrieb kaputt machen. Notwendig ist stattdessen, dass für das Gröditzer Unternehmen in der Gußgruppe der GMH-Holding endlich ein leistungsfähiger Vertrieb aufgebaut und eine moderne, leistungsfähige Produktions- und Arbeitsorganisation eingeführt wird.

Die Entscheidung der Beschäftigten und ihres Betriebsrats, die IG Metall mit den Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag zu beauftragen, ist richtig. Damit ist es möglich, höhere Leistungen für den Wegfall zerstörter Arbeitsplätze zu fordern und durchzusetzen als mit den Mitteln des Betriebsverfassungsgesetzes, auch weil für den Sozialtarifvertrag alle Mittel des Arbeitskampfes eingesetzt werden können.

In der nun beginnenden Auseinandersetzung brauchen die Kolleginnen und Kollegen die Solidarität der ganzen Region, damit es ihnen gelingt, die drohenden Stilllegungskosten so hoch anzusetzen, dass eine Neustrukturierung des Betriebes auch nach betriebswirtschaftlichen Kalkülen die vernünftigere und überlegene Alternative darstellt. Was z.B. bei Siemens in Leipzig möglich war und dort inzwischen auch die Konzernzentrale überzeugt, muss im montanmitbestimmten Konzern GMH ebenso möglich sein.

Insbesondere die Kommunalpolitiker müssen der Erfahrung, „wer die Auseinandersetzung meidet, wird die Niederlage teilen“, entsprechend konsequent handeln. Auch im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Stadt Gröditz und der Region ist es geboten, dass wir uns gemeinsam an der Seite der Beschäftigten einsetzen!

Wir erinnern schließlich daran, dass 1992 der letztlich erfolgreiche Kampf um den Stahlstandort Gröditz mit der ersten Betriebsbesetzung begonnen hat, weil die Treuhandanstalt die notwendigen Investitionen in die Stahlgießerei verweigern wollte. Auch unter den heutigen Bedingungen gilt es, dass die Menschen der Region und die Kommunalpolitiker sich wie damals mit dem neuerlichen Kampf der Beschäftigten um die Gröditzer Gießerei klar und unmissverständlich solidarisieren. Sagen wir der GMH-Holding und Herrn Großmann laut und deutlich: Eigentum verpflichtet – zumal in einer strukturschwachen Region und erst recht, wenn es kurzfristig wirtschaftlich vernünftige Alternativen zur Schließung gibt.


Andreas Graff, stellvertretender Kreisvorsitzender DIE LINKE. Meißen
Heinz Hoffmann, Kreisrat

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