Orientierung

Donnerstag, 10. November 2011

Wozu ist ein Militärmuseum gut?

Nie wieder Krieg! Schluss mit allen Kriegen!!!
von Dr. G. Dietmar Rode

Foto: Militärhistorisches Museum
der Bundeswehr
Das ging mir durch den Kopf, als ich kürzlich das neue Militärmuseum in Dresden besuchte. Es hat den Auftrag, die deutsche Militärgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart im historischen Gesamtzusammenhang darzustellen. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der militärischen Entwicklung in Deutschland seit 1945. Hier liegt besonderes Gewicht auf der Geschichte der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee in ihrer Einbindung in die jeweiligen Bündnissysteme bis in die heutige Zeit. 

Der offizielle Leitgedanken des Museums ist es, multiperspektivisch, kritisch modern und auf der Höhe der Forschung die Militärgeschichte zu begreifen und zu erzählen. Deshalb soll dieses Museum auch nicht vorrangig als technikgeschichtliches, sondern als modernes kulturhistorisches Museum verstanden werden und über unsere Geschichte informieren, zu Fragen anregen und verschiedene Antworten anbieten.

Ich selbst habe das auch als Aufforderung verstanden, den Bruch mit der unrühmlichen Tradition dauerhaft zu sichern, dass jede Generation ihren Krieg durchleben muss. Das habe ich bisher so noch nicht in einem Museum gesehen.

Wie ein Keil ragt die Stahlkonstruktion aus dem Gebäude. Daniel Libeskind, der als mitprägend für die Architektur des 21. Jahrhunderts gilt, wollte damit auf den Punkt verweisen, wo am 13.02.1945 die ersten Bomben fielen.

Aber auch die Innengestaltung wirkte neuartig, gewöhnungsbedürftig auf mich. Graue, befremdlich wirkende Betonwände, teilweise über mehrere Etagen. Ein Schwarm von Bomben stürzt von der Decke. Sackgassen, die wohl auch darauf verweisen sollten, dass es da nicht weiter geht. Eine riesige Vitrine voller Gewehre, eines neben dem anderen wie ein Zaun. Eine Schar von Rüstungen kommt auf die Betrachter zu. Die Menschen litten hinter allen Fronten, während die Militärs Orden sammelten. Die Sieger zerschlitzten selbst die Ölbilder der feindlichen Generale mit dem Bajonett. Kriegsspielzeug für die Sozialisation des Kanonenfutters - Kinderuniformen und Starwars-Masken. Briefe mit Todesnachrichten. Dioramen von Schlachten in Schubkästen. Enge Gassen zwischen den Ausstellungsvitrinen, die in geheimnisvollen Zeittakten zugängig gemacht werden. Ein Film, der vielleicht pazifistisch wirken soll, den ich aber überhaupt nicht verstanden habe. Die mit Gerüchen des Krieges angekündigte Kabine habe ich nicht gefunden. Die Zeit war zu knapp.

Ich hatte meine Enkel mitgenommen, die mir für ihr Alter (7 + 9) erstaunlich viele wichtige Fragen stellten. Opa, warst Du auch Soldat? Ja, aber wir hatten keinen Krieg! Als ich danach im Internet recherchierte, weil mir die Liedzeile in den Kopf kam „…unsre Enkel fechtens besser aus…“, stieß ich auf eine Webseite mit SS-Ruhnen. Da wurde mir die Dringlichkeit antifaschistischer und antimilitaristischer Bildung, der sich ja auch dieses Museum stellt, noch einmal nachträglich bewusst.

Der Programm-Parteitag der Partei DIE LINKE, der unlängst in Erfurt statt fand, unterstrich: Wir dürfen uns einfach nicht daran gewöhnen, dass es noch Kriege gibt.

Diese Betrachtung erscheint demnächst in unserer Zeitung "DIE LINKE im Elbland".

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