Orientierung

Dienstag, 15. Oktober 2024

Kamingespräch mit einem Untertan

Eindrücke

von Eberhardt Hold

Wie bei vielen alten Schlössern, so gibt es auch in Lauterbach, einem Ortsteil von Ebersbach Kreis Meißen einen Förderverein. Auf Einladung des Vereins gastierte am 12. Oktober ein Nachfahre der einstigen Besitzer. Es war Hans-Peter von Kirchbach, einst Berufssoldat, heute 83 Jahre alt. Er las aus seiner Autobiografie „Herz an der Angel“.

Da er 1999/2000 Generalinspektor der Bundeswehr war, könnte eine interessante Diskussion entstehen, dachte ich, aber gefehlt. Seine Ausführungen wirkten fade. Statt die Dramatik der vergangenen Jahrzehnte auszuschmücken gab er das wieder, was Wikipedia auch preisgibt. Im Vordergrund standen seine religiösen Werte bzw. der Bezug zur Freiheitlich Demokratischen Grundordnung. Truppenführung ja, aber Militärpolitik war nicht sein Ding. Seine Vorgänger oder Nachfolger im Amt nicht zu kritisieren fand er bemerkenswert. Die Begegnung mit Angehörigen der siebenten Panzerdivision der DDR, der einstige Kommandeur war im Publikum, beschrieb er als Anfangs reserviert, dann aber freundlich.

Der Aufenthalt in den USA war für ihn bemerkenswert. Im Jahr 1987 wurde besonders in den USA darüber diskutiert, dass im Ostblock große Ereignisse bevorstehen. Aha, dachte ich. Präsident Reagens Ziel die Sowjetunion totzurüsten zeigt Früchte. Die Behauptung, dass die Wende den Westen kalt erwischt habe, war also Lüge. Dass die Europäer wegen der Atomraketen in Angst waren und die allgemeine Kriminalität anstieg, hatte er nicht auf dem Schirm.

Zu Beginn der Bombenangriffe auf Jugoslawien wurde er dort hin kommandiert. Den Jahreswechsel zum Jahr 2000 verbrachte er an der Grenze zu Albanien. Die Soldaten in den Stellungen zu besuchen und ihnen alles Gute fürs neue Jahr zu wünschen war ihm eine Herzensangelegenheit. Er empfand es als Krönung seiner Karriere an diesen Ereignissen teilzuhaben. SO, so, dachte ich. An einem Krieg teil zu haben, der das kapitalistische Staatsrecht verletzt (Völkerrrecht), war ihm angenehm.

Am Ende des Vortrags konnte man dem Autor Fragen stellen. Das war mir vergangen. Was soll man einen Karrieristen fragen, wenn nur Gummi und Floskeln herüberkommen. Ich hätt auch meinen Teddy zum Vortrag schicken können.

Eberhard Holt

Fragen des Bloggers:

Hat er denn auch etwas über die aktuellen Militärereignisse in der Ukraine und im Nahen Osten gesagt? Das würde mich besonders interessieren. Gibt es dazu vielleicht eine Fortsetzung, Eberhardt?

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