Einigkeit gibt es in der Grundposition: DIE LINKE muss sich zurückmelden. Sozial gerechte Entlastungen gegen Inflation und Krise sowie eine Friedenspolitik mit wirklicher Perspektive sind erforderlich. Dazu müssen klare Aussagen und Kooperation mit den Gewerkschaften und den Sozialverbänden her. Aktionen in den Kreisverbänden werden bereits angekündigt. Dazu wird besonders an die Mandatsträger appelliert, "Beschlüsse von Basis und Parteitag zu respektieren".
Im Oktober finden Landtagswahlen in Niedersachen sowie im kommenden Jahr in Bremen und Bayern statt. Auch mit Blick darauf müssen Signale gesetzt werden, dass es in der LINKEN wieder aufwärts geht.
Vgl. auch: ND, 14.07.2022, S. 4: Partner für Herbstoffensive gesucht. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165299.krise-der-linken-partner-fuer-herbstoffensive-gesucht.html
Am 11. Juli wurde ein Mitgliederbrief veröffentlicht:
Am 11. Juli wurde ein Mitgliederbrief veröffentlicht:
Liebe Genoss*innen und Genossen,
der Bundesparteitag in Erfurt liegt nur wenige Tage zurück und als neues Vorsitzenden-Team
haben wir eine intensive Anfangszeit hinter uns. Wir möchten uns von ganzem Herzen für
das Vertrauen der Delegierten bedanken! Wir haben aus Erfurt einen klaren Auftrag
mitgenommen: Wir werden als Team eng zusammenarbeiten. Wir wollen die notwendigen
Veränderungen anpacken und die ganze Partei mitnehmen.
Wir können DIE LINKE gemeinsam wieder stark machen - durch ein klares Profil. Eine linke
Partei ist kein Selbstzweck. All die Menschen mit mittleren oder niedrigen Einkommen, die
sich jetzt Sorgen machen, wie sie Rechnungen und Nachzahlungen bezahlen sollen, erwarten
von uns zu recht Antworten. Die Inflation und die drohende Wirtschaftskrise haben schon
jetzt dramatische Folgen. Vielen Familien fehlt das Geld für Geburtstagsschenke für die
Kinder oder gesundes Essen. Währenddessen gehen die Gewinne vieler Unternehmen und
die Dividenden ihrer Aktionäre durch die Decke. Wenn Politiker nun vom „Frieren für den
Frieden“ reden, ist das nicht nur zynisch, sondern für viele Menschen eine reale Bedrohung.
Die Ampel versagt angesichts der wachsenden Armut und der Enteignung der Beschäftigten
durch steigende Preise und Mieten. Die Bevölkerung soll auf „Wohlstandsverluste“
eingeschworen werden. Im Herbst und Winter droht die soziale Krise zu eskalieren, wenn
steigende Energiepreise, Mieten und Krankenversicherungsbeiträge, die Überschuldung von
kommunalen Unternehmen, Versorgungsengpässe und eine Rezession zusammenfallen. Wir
stellen uns dagegen auf mit einem Entlastungspaket, das seinen Namen verdient und heute
die Bedingungen für ein besseres Morgen schafft. Wir schlagen dafür eine Politik vor, die die
Lasten der Krise endlich gerecht verteilt und zugleich die Energie- und Verkehrswende mit
massiven öffentlichen Investitionen vorantreibt.
Es stehen harte Verteilungskämpfe an – wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht nur von
„oben“ geführt werden. Wir wollen daher zusammen mit euch und verschiedenen
Bündnispartnern für einen „heißen Herbst“ gegen die unsoziale Politik der Ampel sorgen.
Lasst uns Infostände und Aktionen machen, das Gespräch mit den Menschen in ärmeren
An die
Mitglieder der LINKEN
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Kommunen und Stadtteilen suchen, Initiativen in Kommunal- und Landesparlamenten
einbringen. Wir geben niemanden verloren und suchen das Gespräch mit Menschen, die DIE
LINKE nicht (mehr) wählen oder sich von der Politik abgewendet haben. Unseren „LINKE
hilft“- Angeboten kommt nun als praktische Solidarität eine besondere Bedeutung zu. Als
Vorsitzende wollen wir alles dafür tun, dass wir uns als Partei schon jetzt darauf vorbereiten.
Mit Gewerkschaften, Sozialverbänden, Netzwerken und Initiativen wie
#ichbinarmutsbetroffen wollen wir die Chancen für ein breites gesellschaftliches Bündnis
ausloten. Dazu werden wir im August zu einem Mitgliederzoom einladen.
Beim Bundesparteitag haben wir intensiv diskutiert und klare Beschlüsse zum sozialökologischen Umbau und zur Friedenspolitik getroffen. Die Menschen, die sich vorstellen
können, links zu wählen, erwarten von uns, dass wir uns ebenso für gute Arbeit einsetzen
wie für konsequenten Klimaschutz, für Frieden und Völkerrecht wie für Demokratie und
Menschenrechte. Der Parteitag hat dazu einen klaren Kurs beschlossen. Jetzt geht es darum,
die Beschlüsse auch mit Leben zu füllen. Als LINKE haben wir gute Alternativen – wie das
Klima-Job-Programm, einen Stufenplan für den Ausbau von Bus und Bahn hin zur
kostenfreien Alternative – wir wollen sie bekannter und greifbarer machen. Zur
Mobilitätswende in Stadt und Land wollen wir, anknüpfend an die Diskussion um das 9-EuroTicket, in den nächsten Monaten eine bundesweite Kampagnenarbeit starten und deutlich
machen, dass Mobilität für alle bezahlbar sein kann.
Als LINKE stehen wir solidarisch an der Seite der Menschen in der Ukraine. Wir verurteilen
den russischen Angriffskrieg. Wir stimmen nicht ein in den Chor von Aufrüstung und
Militarisierung. Wir fordern effektive Sanktionen gegen Putins Machtbasis, die Oligarchen
und den militärisch-industriellen Komplex in Russland. Außerdem verlangen wir eine
deutlich schnellere Energiewende für die Unabhängigkeit von fossiler Energie. Zugleich sind
wir die mahnende Stimme gegen eine weitere Eskalation des Krieges und stellen uns als
einzige Partei im Bundestag klar gegen die beispiellose Aufrüstungspolitik der Regierung, von
der vor allem die Rüstungskonzerne profitieren. Das weltweite Wettrüsten ist
brandgefährlich. Russlands verbrecherischer Angriffskrieg macht unsere Kritik an der NATO
nicht obsolet, wie die faktische Rückendeckung für Erdogans Vorgehen gehen die Kurden
zeigt. Für uns gibt es keine doppelten Standards. Wir werden auch jetzt – nachdem die 100
Milliarden für die Bundeswehr im Bundestag beschlossen wurden – unsere Stimme für ein
andere „Zeitenwende“ hin zu Deeskalation und Abrüstung erheben! Am Internationalen
Friedenstag, dem 1.September, und danach wollen wir mit entsprechenden Aktionen
sichtbar werden.
Liebe Genoss*innen und Genossen,
Parteitagsbeschlüsse alleine bringen keine Wende. Die LINKE braucht einen Neuanfang im
Umgang miteinander und in der gemeinsamen Verantwortung für die Existenz einer
pluralen, demokratisch-sozialistischen Partei. Die Herausforderung ist klar: wir müssen
unsere Positionen – anders als in der letzten Zeit - geschlossen nach außen kommunizieren.
Wer für DIE LINKE ein Mandat bekleidet, hat ihr gegenüber auch eine Verpflichtung. Das
gebietet der Respekt vor der Basis und dem Parteitag. Als Vorsitzende werden wir nach
außen deutlich machen, wofür DIE LINKE steht.
Es geht nur gemeinsam – mit klar definierten politischen Inhalten und mit dem Willen, sich
im Interesse der Partei solidarisch einzubringen. Wir brauchen mehr Team, andere
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Arbeitsweisen. Wir wollen dafür den Dialog mit euch, den Mitgliedern, mit den
Landesvorständen und der Bundestagsfraktion verstärken. Der Parteivorstand hat hier eine
besondere Verantwortung, die verschiedenen Ansätze und Ideen unserer pluralen Partei zu
einer klaren Linie zu verbinden.
Lasst uns unsere Partei gemeinsam weiterentwickeln! Die Zukunftsthemen sozialökologischer Umbau von Wirtschaft und Arbeitswelt sowie die internationale Frieden- und
Sicherheitspolitik und die Zukunft Europas werden die gesellschaftlichen
Auseinandersetzungen der nächsten Jahre prägen. Schon jetzt beginnen wir mit der
Vorbereitung der wichtigen Europawahl 2024. Wir müssen unser Profil schärfen, ohne in
einem jahrelangen Prozess der programmatischen Selbstbeschäftigung zu verschwinden.
In der Diskussion um Sexismus und „me too“ sehen wir uns als Vorsitzende in der Pflicht, zu
einem feministischen Kulturwandel beizutragen, der die gesamte Partei mitnimmt, der
Verletzungen heilen kann statt neue zu erzeugen. Wir wollen Bildungs- und
Diskussionsangebote schaffen und gemeinsam mit dem Parteivorstand die notwendigen
Strukturen für Aufklärung, Unterstützung von Betroffenen und Prävention schaffen.
Vor uns liegen große Herausforderungen. Die Verhältnisse spitzen sich auf beklemmende Art
zu. Wir haben fortschrittliche Alternativen zur Politik der Ampel. Wir können dafür sorgen,
dass sie bei den Menschen ankommen und in der Öffentlichkeit durchdringen. Die Themen
sind klar. Die soziale Frage liegt auf der Straße. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung
als LINKE und eine Chance, wieder mehr Menschen zu erreichen. Wir werden als ganze
Partei die anstehende Landtagswahl in Niedersachsen tatkräftig unterstützen. Jetzt geht es
darum, zu zeigen: Mit uns ist zu rechnen, DIE LINKE macht den Unterschied - packen wir es
gemeinsam an.
Solidarische Grüße
Janine Wissler Martin Schwirdewan
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