das Ergebnis der Bundestagswahl steckt uns allen in den Knochen. Wir haben als Partei am Sonntag eine historische Niederlage erlebt, die grundlegende Fragen stellt. Fragen nach unseren Fehlern, Fragen nach unserer gesellschaftlichen Relevanz, Fragen nach unserer Idee einer freiheitlichen, demokratischen, sozialistischen Gesellschaft. Viele von euch haben in diesem Wahlkampf alles gegeben und haben weit über die persönlichen Grenzen hinaus für eine starke LINKE gekämpft. Umso bitterer ist das Ergebnis. Als Vorsitzende möchten wir allen Wahlkämpfer:innen und allen Kandidierenden bei der Bundestagswahl, den Landtagswahlen und Bezirkswahlen von ganzem Herzen danken! Unser Dank gilt auch Gesine, Gregor und Sören, die mit ihren Direktmandaten dafür gesorgt haben, dass wir trotz des desaströsen Ergebnisses wieder in den Bundestag einziehen konnten. Vor jeder politischen Konsequenz steht eine gründliche Untersuchung. Natürlich müssen wir diese Wahl sehr genau auswerten. Wir beginnen damit am kommenden Wochenende mit der Klausur des Parteivorstandes. Sicher haben die Konflikte der letzten Jahre, ebenso wie Strukturprobleme im Osten wie im Westen ihren Anteil an unserem Abschneiden. Auch hat die Möglichkeit der Ablösung eines CDU-geführten Kanzleramts durch die Grünen und zum Schluss durch die SPD viele Wähler:innen dazu gebracht, dieses Mal ihr Kreuz nicht bei der LINKEN zu machen. Aber die Gründe liegen wohl tiefer. Wir haben zu wenige überzeugen können, dass der bessere Weg mit der LINKEN zu gehen wäre. Über diesen dramatischen Verlust von Vertrauen gilt es zu reden. Dies wollen wir mit euch gemeinsam tun. Für diesen Verständigungsprozess werden wir nach der Parteivorstandsklausur Vorschläge machen. Um hier einen Anfang zu machen, wollen wir euch allerdings bereits jetzt herzlich zu einem Mitgliederzoom in der kommenden Woche, am Donnerstag, dem 7. Oktober 2021, um 17.00 Uhr einladen. Mitgliederzoom Ihr könnt einfach mit einem Klick auf diesen Link teilnehmen. Die detaillierten Zugangsdaten findet Ihr hier. In einem sind wir uns allerdings sicher: Wir plädieren für eine ehrliche, selbstkritische Neugier von allen Seiten und in alle Richtungen. Es ist unabdingbar sich dafür die Zeit zu nehmen. Als Partei der sozialen Gerechtigkeit wollen wir für all jene da sein, die in diesem Land keine Stimme haben und tagtäglich untergebuttert werden. Allerdings stellt sich die Frage, wie wir all jene wieder und neu erreichen können. Das betrifft, wie wir Politik machen und wie wir Politik sprechen. Daher sollten wir nicht nur uns befragen, sondern auch diejenigen, die wir nicht mehr überzeugen und erreichen konnten. Fragen wir nicht nur: „Warum habt ihr uns wieder gewählt“, sondern fragen wir: „Warum habt ihr uns nicht mehr gewählt“. Aber auch: „Wie seht ihr DIE LINKE?“ Hören wir also genau hin und hören wir gut zu, was nicht nur wir uns zu sagen haben. Es ist jetzt unsere Aufgabe als Parteivorsitzende, gemeinsam mit dem Parteivorstand und der Fraktion für eine gute Zusammenarbeit und eine kraftvolle Opposition zu sorgen! Unabhängig davon, ob es jetzt zu einer Ampel- oder einer Jamaika-Koalition kommt oder am Ende noch zu einer Neuauflage der GroKo – es braucht eine Kraft, die die Stimme erhebt, damit nicht die Armen und die Mehrheit der Beschäftigten die Kosten und Lasten der Krise tragen. In dieser Situation haben wir alle eine große Verantwortung. Damit wieder mehr Menschen eine klare Vorstellung davon haben, wofür DIE LINKE steht: dass wir die Partei der sozialen Gerechtigkeit und der Klimagerechtigkeit sind. Und die dafür sorgt, dass niemand mehr in diesem Land als Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Das gilt für Ost- und Westdeutsche, für die, die schon lange hier leben und die, die erst zu uns gekommen sind, für Frauen und Männer. Stehen wir daher jetzt zusammen. Und reden wir offen und frei über das, was anders werden soll. Reden wir miteinander, reden wir mit den Menschen, die uns gewählt haben und für die wir als Partei da sind. Eine gute Prise Hoffnung gibt uns, dass seit dem letzten Wochenende mehr als 1.400 neue Mitglieder zu uns gekommen sind. Herzlich willkommen! Gemeinsam mit euch allen werden wir es schaffen, dass DIE LINKE wieder zu einem Pol der Hoffnung wird. Mit unseren allerherzlichsten Grüßen, Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler |
Freitag, 1. Oktober 2021
Zum Wahlausgang und Einladung zum Mitgliederzoom
DIE LINKE. Mitgliederbrief
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1. Oktober 19:41 Tobias Müller
AntwortenLöschen„Wir haben unsere Identität als Ostpartei verloren. Die müssen wir unbedingt zurückgewinnen, denn ansonsten geht sie auf die AfD über.“
Der Linke-Politiker Gregor Gysi hat seine Partei aufgefordert, nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl zuerst über die internen, hausgemachten Ursachen zu diskutieren. „Wir haben unsere Identität als Ostpartei verloren“, sagte der langjährige Partei- und Fraktionsvorsitzende der PDS bzw. Linkspartei der Zeitung „nd.DieWoche“ (Samstagsausgabe). „Die müssen wir unbedingt zurückgewinnen, denn ansonsten geht sie auf die AfD über.“
Gysi, der mit seinem Direktmandat in Berlin dazu beitrug, dass die Linke weiter im Bundestag vertreten ist, sagte selbstkritisch, auch er habe ostdeutsche Themen nicht genügend forciert. „Aber das sollten wir wieder ändern“, so Gysi, „wir müssen jeden Monat einen Tagesordnungspunkt zu den Problemen des Osten in den Bundestag bringen, sei es die Rente, sei es das Lohnniveau, sei es Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West.“
Zugleich kritisierte Gysi das „Bild der Zerstrittenheit“, das die bisherige Linke-Bundestagsfraktion abgegeben habe. Das sei bei den Grünen anders – „die streiten sich auch, aber die machen das nicht öffentlich. Ich bewundere nicht viel an ihnen, aber das schon.“ Die Debatte und das Abstimmungsverhalten der Linksfraktion zur Rückführung von Bundeswehrhelfern aus Afghanistan nannte Gysi „chaotisch“. So entstehe der Eindruck, „dass wir nicht zuverlässig sind.“