Aus dem Tagebuch von Bodo Ramelow: Zwischen Vergangenheit und Zukunft
https://www.bodo-ramelow.de/nc/tagebuch/
18. Juli 2021:
"Bereits in meinen vergangenen Tagebuch-Einträgen habe ich verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht, in welch großem Maß das Jahr 2021 angereichert ist mit historischen Jahres- und Gedenktagen. Mein Blick fällt dabei besonders auf den 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion einer- sowie den 60. Jahrestag des Mauerbaus andererseits. Beide Daten – der 22. Juni 1941 sowie der 13. August 1961 – markieren auf natürlich sehr verschiedene, aber dennoch einschneidende Weise für viele Millionen Menschen in Deutschland, Europa und der Welt katastrophale Wendepunkte ihres Lebens. Die Dimension beider Vorgänge kann nur der in ihrer ganzen Tragweite begreifen, der versteht, dass hinter einem Wortpaar wie „Millionen Menschen“ immer wieder ein ganz konkretes Leben steht – ein Mensch, egal, ob glücklich oder traurig, jung oder alt, wohlhabend oder arm. Viele dieser Leben wurden ausgelöscht, durften nicht zu Ende gelebt werden. Ihrer Erinnerung fühle ich mich und muss sich eine demokratische Gesellschaft insgesamt verpflichtet fühlen."
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Inzwischen gibt es auch heftige Kritiken zu Ramelows Tagebucheintrag. Kann man solche historische Erscheinungen nebeneinander stellen? Wie können wir tatsächlich aus der Geschichte lernen? Kann Geschichtsbewältigung in einer Demokratie auch weh tun? Ist es gerade unpassend, diese Kontroverse aufzumachen? Sollten wir lieber schweigen, weil es nicht zu Ende oder falsch gedacht ist?
Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun veröffentlichten im vorigen Jahr das Buch "Die Kunst des Miteinander-Redens. Über den Dialog in Gesellschaft und Politik". Dort schrieben sie (S. 74):
"Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das heißt, dass es darum geht, den wertvollen, richtigen, vielleicht jedoch verborgenen Kern einer Auffassung des anderen zu entdecken, selbst wenn er diese womöglich gerade in unzumutbar erscheinender oder schwächelnder Weise von sich gibt."
Last uns darüber findend, und nicht nur abweisend, diskutieren. Ramelow stand bereits öfter im Lichte der Kritik. Und so prägt auch er das Gesicht der LINKEN, die sich mit ihrer Programmatik als pluralistisch bezeichnet. Fragend schreiten wir voran, nicht verschweigend.
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