Orientierung

Dienstag, 1. September 2020

Wir müssen gerade nach den Ereignissen von Berlin weiter von links debattieren

Eine Rede von vielen

Per E-Mail wurde mir gestern die Rede von Robert F. Kennedy angepriesen. Der Neffe des großen JFK nutzte natürlich den Sinnspruch seines geistreichen Vorfahren "Ich bin ein Berliner.", in der Hoffnung, ebenfalls als sinnreich akzeptiert zu werden. Aber davon war er weit entfernt. 

Ich habe dem Genossen, der mir mit der Botschaft gewiss einen Denkanstoß geben wollte, daraufhin geschrieben:

Was hilft es, diese skurrile Rede unkritisch zu verbreiten. Ich habe sie mir aufmerksam-kritisch angehört, mit gesundem Menschenverstand eines leidenschaftlichen Linken (70) und meiner Fachbildung als Rhetorik-Dozent, ohne eine der beiden Eigenschaften überbetonen zu wollen. Cui bono? - das hätte vielleicht auch Cicero gefragt. Was wären denn  die Alternativen aus diesem anarchistischen Sammelsurium. Er suggeriert gefährliche Welteliten und macht sie verantwortlich für Umweltgifte, Strahlengefahren und Machtzentren. Covid-19 wäre von ihnen über 12 Jahre schon geplant worden, behauptet er. Sie brauchten das genauso wie die vielen Kriege, die immer wieder angezettelt werden. Und dafür kann ja wohl keiner sein. Aber damit übertölpelt er die Leute mit verbalem Geschick, die in ihrer Verwirrung und ehrlichen Angst nicht mitbekommen, dass es gar nicht ihre realen Probleme sind, die er da runter macht. Was brächten ihnen denn der Sturm auf den Reichstag und die Abschaffung der Regierung? 


Wir brauchen keine Anarchie, aber die Demokratie und die Solidarität gegen eine mehr als nur imaginäre Gefahr wie die Pandemie! Dass die derzeitige Regierung auch viele Fehler praktiziert und zulässt ist doch nicht von der Hand zu weisen und in der Komplexität der Situation auch nicht verwunderlich. Und wir als Linke müssen wahrlich aufpassen, dass unsere Partei nicht in diesen stürmischen Wellen untergeht.

G. Dietmar Rode
Blogger

Übrigens: 

Das Wort "Nazis", mit dem er seinen rhetorischen Auftakt wählt, hat im us-amerikanischen Sprachgebrauch eine ganz andere Bedeutung. Es ist das Klischee für alle Deutschen schlechthin, so wie "Sauerkrauter", nur viel schlimmer. Und so hat z.B. auch das Wort "Antifa", das Donald Trump als aktuelles Feindbild so gern gebraucht, einem ganz anderen Sinn, als wir ihm geben. Aber solche Übersetzungsfehler sind doch typisch für diese Art von Reden. Und dabei spreche ich nicht einmal von den vielen Unterstellungen und haltlosen Behauptungen, die nicht nur Robert F. Kennedy praktiziert.

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