Orientierung

Montag, 5. Februar 2018

Lachen oder weinen?

Ernst zu nehmen oder nicht
- das ist hier die Frage

Wie man störende Blogger ausschaltet - und wie sie darauf reagieren können, aber nicht müssen

Beim Aufräumen meines Computers wiedergefunden - 
Glosse von Reinhard Heinrich 02.06.2016

und wegen fortbestehender Relevanz
mit freundlicher Genehmigung wieder
veröffentlicht und zur Diskussion gestellt.


  1. Störende Blogger identifizieren
                1.1.        Sie sind zunächst als störend zu identifizieren. Wodurch?

                            1.1.1.        Sie sind aktiv. Das ist empörend, denn das schafft einen öffentlich sichtbaren Kontrast zum eigenen stillen und fleissigen Wirken an den unsichtbaren Fronten des Klassenkampfes.

                            1.1.2.        Sie üben Kritik. Das geht gar nicht. Insbesondere mit folgenden Methoden:

                                        1.1.2.1.        Ironie und Satire. Das verstehen unsere Menschen nicht. Wir müssen das wissen, denn es sind unsere Menschen. Auch wenn es ihnen nicht bewusst ist. Nur festes Wiederholen unserer gefestigten Positionen mit unseren gefestigten Worten schafft die notwendige Bereitschaft der Massen zu revolutionären Veränderungen.

                                        1.1.2.2.        Öffentliche Auseinandersetzung mit unseren kleinen Unvollkommenheiten. Erstens gibt es die überhaupt nicht und zweitens sind die irrelevant. Und drittens macht jeder mal einen Fehler. Und gerade in der Politik hängt es oft vom Datum ab, ob ein Fehler ein Fehler ist oder eine revolutionäre Tat. Da wir das nicht vorher wissen können, ist jede öffentliche Auseinandersetzung zu Fragen, die noch nicht eindeutig für uns entschieden sind, schädlich und feindlich. Wir weichen nicht zurück - wir nehmen nur Anlauf.
  1. Klassifizieren
                2.1.        Störende Blogger sind schlecht.

                            2.1.1.        Alles Schlechte kommt von den Schlechten.

                            2.1.2.        Kommt etwas Gutes dabei heraus, so kam es nicht von den Schlechten sondern von uns. Die Blogger habe es sich nur widerrechtlich angeeignet.


  1. Maßnahmen ergreifen
                3.1.        Zur Absicherung der Führenden Rolle des Gehorsams sind Inkompetente mit Macht auszustatten.

                            3.1.1.        Inkompetente haben den nötigen Abstand zur Sache und stellen keine Fragen, die uns nur unnötig zum Denken auffordern.

                            3.1.2.        Inkompetenz ist eine Tugend, die die Schlechten erst noch mal lernen müssen.

                            3.1.3.        Mit Kompetenz kann man keinen Staat und keine Partei zugrunde richten. Dazu braucht es Inkompetenz von höchster Qualität.

                            3.1.4.        Inkompetenz schafft Sicherheit und Stabilität. Und wir brauchen Stabilität. Sonst können wir die Weltrevolution nicht vorbereiten.

                            3.1.5.        Inkompetenz bewahrt die Macht und die Deutungshoheit der Auserwählten.

                3.2.        Es ist zu sichern, dass die Inkompetenten nicht wissen was sie tun. Und das muss auch so  bleiben.

                            3.2.1.        Niemals darf ein aktiver Inkompetenter wissen, ob (und wie) er das mit seinen ungeschickten Händen reparieren könnte, was er mit seinen stolzen Stiefeln im Vorwärtsschreiten zertreten hat.

                                        3.2.1.1.        Ein Kompetenter könnte zögern, einen Maikäfer zu zertreten, denn er wüsste, dass er ihn nicht reparieren kann. Wir können Zögerer nicht brauchen!

                                        3.2.1.2.        Ein Inkompetenter erfüllt seinen Auftrag viel schneller als jeder andere, denn er hält sich nicht mit unnützem Nachdenken auf.

                            3.2.2.        Kompetente müssen (leider) so lange mitmachen dürfen, bis man die Gewissheit hat, sie nicht mehr zu brauchen.

                                        3.2.2.1.        Diese Gewissheit erhält man um so eher, je eher die Inkompetenz volle Funktionstüchtigkeit erreicht. Zumindest an den Schalthebeln der Macht. Die Schalthebel der Ohnmacht dürfen dann die Kompetenten bedienen, wenn das System abgestürzt ist. Da sieht man gleich, wozu sie taugen.

                                        3.2.2.2.        Wenn Kompetente sich nach ihrer Abservierung weiter zurückziehen, als die Abservierung gehen sollte, so ist das Verrat an den Ideen der großen gemeinsamen Sache und muss geahndet werden. Wer soll schließlich die Schalthebel der Ohnmacht bedienen, wenn es so weit ist?

                            3.2.3.        Die detaillierte Steuerung der mächtigen und fleißigen Inkompetenten muss im Dunkel bleiben.

                                        3.2.3.1.        Leider lassen sich die Kompetenten nur ungenügend steuern und legen immer wieder in diffamierender Weise derlei Versuche offen.

                                                    3.2.3.1.1.        Diffamierend ist vor allem, dass sie es tun.

                                                    3.2.3.1.2.        Es wäre so einfach, den Anschein von Disziplin zu wahren. Allein ihre Bosheit verlangt nach Transparenz.

                                                    3.2.3.1.3.        Transparenz ist böse.

                                        3.2.3.2.        Zum Glück sind Inkompetente zahlreich und fügsam, so dass die Macht insgesamt als stabil bezeichnet werden kann.

                3.3.        Die Kompetenten sind einzubinden

                            3.3.1.        Sie könnten sonst offen opponieren. das ist schlecht.

                            3.3.2.        Obwohl Kompetente eine Gefahr für die eingespielten Anläufe in vorzüglich stagnierenden Strukturen sind, können sie den (natürlic völlig undenkbaren) allgemeinen Niedergang des Systems bremsen, da sie sich einen (an sich unverzeihlichen) Blick aufs Ganze bewahrt haben.

                                        3.3.2.1.        Die Gefährdung des Ganzen ist zwar zunächst ohne Belang für gefestigte Positionen innerhalb der Teile, bedroht allerdings möglicherweise auch einige Teile des Ganzen. Obwohl es eigentlich nicht sein kann.

                                        3.3.2.2.        Damit erscheinen Kompetente (in schwachen Momenten) gleichzeitig notwendig, obwohl sie gefährlich sind. Sie gefährden die Geschlossenheit des geschlossenen Systems.

                                                    3.3.2.2.1.        Geschlossene Systeme sind gut.

                                                    3.3.2.2.2.        Offene Systeme sind schlecht.

                                                                3.3.2.2.2.1.        Das Weltall ist ein offenes System. Unser Planet auch. Und alle Staaten, Gesellschaften und Parteien. Ogottogott.
                                                                3.3.2.2.2.2.        Unsere Theorie ist in sich geschlossen. Unsere Theorie ist gut.

                3.4.        Die Kompetenten dürfen nichts von ihrer Bedeutung für unser geschlossenes Gesamtsystem wissen.

                            3.4.1.        Fragen sind ganz beiläufig zu stellen.

                                        3.4.1.1.        Am besten als Kontrollfragen: “Ich will nur wissen, ob du das auch weißt.”

                                        3.4.1.2.        Am zweitbesten als rhetorische Frage: “Ja ist denn das die Möglichkeit?”, “Wie konnte das nur geschehen?”

  1. Sobald das System wieder beherrschbar ist, müssen diejenigen, die Kompetenz zur Lösung der (an sich ganz unbedeutenden) Probleme herangezogen haben, umgehend ausgetauscht werden.
                4.1.        In führenden Positionen sind sie nicht mehr tragbar, denn sie haben Schmach und Schande über die Würde ihres Amtes gebracht.

                            4.1.1.        Sie haben den Glauben an die Allmacht erschüttert.

                                        4.1.1.1.        “Und wir haben dir so vertraut, du Verräter!”

                                        4.1.1.2.        “Diese offen gezeigte Schwäche war unverzeihlich!”

                            4.1.2.        Sie haben den Glauben an die Allwissenheit erschüttert.

                                        4.1.2.1.        “War das notwendig,  sich ausgerechnet dort Hilfe zu holen?”

                                        4.1.2.2.        “Natürlich haben die Bösen eine Lösung für unser Problem gehabt. Aber es sind die Bösen. Nun, da es gelöst ist, können wir über deine schändliche Kollaboration mit den Bösen nicht mehr so großzügig hinwegsehen, wie in der Zeit, als unser Mitleid mit deiner Not uns milde gestimmt hat. ”

                4.2.        Zu den nicht führenden Positionen gehören Lehen, die nach Wohlverhalten vergeben werden können.

                            4.2.1.        Hübsche Lehen sind:

                                        4.2.1.1.        Sichere Listenplätze für ferne Parlamente

                                        4.2.1.2.        Mitarbeiterplanstellen in behaglichen Apparaten


  1. Die Ausgangspunkte selbständiger Gedanken sind weiterhin strengstens zu beobachten.

1 Kommentar:

  1. Dieser Blog wird im Juni dieses Jahres 10 Jahre alt. Wenn das nichts ist!!

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