Wahlauswertung ist mehr als Prozentrechnung
Bericht und Fotos
eines Zugewanderten
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Katja Kipping |
Da ich zu Beginn des Jahres parteizugehörig nach Dresden "auswanderte", nahm ich auf der Suche nach einer neuen linkspolitischen Heimat selbstverständlich am heutigen Stadtparteitag im Dresdner Rathaus teil. Und ich war angetan davon, wie konstruktiv dort die Wahlauswertung angegangen wird. Das hat meines Erachtens nicht nur damit zu tun, dass eine große Stadt gegenüber dem flachen Land eben andere Bedingungen hat. Es hängt auch maßgeblich davon ab, wie die Parteiarbeit und der Wahlkampf geführt und die vorhandenen Ressourcen genutzt werden. Da liegt mein altes Meißen meilenweit zurück.
Jens Matthies, der Vorsitzende der Stadtorganisation, stellte eine eine klare Analyse dar: Was war geplant? Welche Ergebnisse wurden erreicht? Was zeichnet sich daraus ab?
Materialverteilung, Plakatierung, Infostände sowie die Kampagnen der Direktkandidaten wurden mit hohem personellen Aufwand realisiert. Welche Schwachstellen erkennbar sind, blieb noch ein wenig im Schatten.
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Zahlenmaterial ist wichtig, reicht aber allein nicht aus |
- Mit 14% hatte DIE LINKE beinahe das gleiche prozentuale Gesammtergebnis wie vor vier Jahren (ca. 290 Stimmen mehr). Die CDU ist auf 18% abgesackt. Die AfD erreichte sensationelle 18%. SPD und FDP kamen auf jeweils 8% und die GRÜNEN auf 7%. Die Nichtwähler sanken von 27% auf 22%.
- Die Ergebnisse erscheinen auf die Stadtteile bezogen teilweise dramatisch. In der Äußeren Neustadt z.B. gewann DIE LINKE 9% dazu und erreichte 25%, während dessen die Partei in den sozialsensiblen Stadtteilen Gorbitz und Prohlis 3 - 4% verlor. Der Aufstieg der AfD wirkt vielerorts erschütternd. Das muss weiter analysiert werden.
Wichtig sind die Tendenzen, die in den Stadtteilen sichtbar werden:
- Wo die Verluste der LINKEN am schmerzhaftesten waren, zeichnen sich die höchsten Gewinne für die AfD ab.
- Wo die Gewinne der LINKEN am höchsten waren, lagen auch die Gewinne der AfD am niedrigsten.
- Den höchsten Gewinnen der AfD stehen die höchsten Verluste der CDU gegenüber.
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Dank an die Spitzenkandidatern |
Gast war die Bundesvorsitzende
Katja Kipping, die auch im Wahlkampf sehr intensiv in ihrer Heimatstadt gekämpft hatte. Das Prinzip, dass die Partei dort sein muss, wo die Menschen sind, wurde durch sie und
Tilo Kießling zielgerichtet und mit klugen Methoden verfolgt. Vor allem Katja Kippings "Rote Wohnzimmer" und Tilo Hellmanns Mikro-Veranstaltungen (68!) waren beeindruckend.
Natürlich wollten die Anwesenden auch wissen, wie sie zu den medial aufgebauschten (?) Streitigkeiten in der Führungsspitze steht. Zickenkrieg? Es war schon klar, dass sie da diplomatisch sein muss, gerade als Bundesvorsitzende. Aber ein wenig mehr Mut und Klarheit zur Überwindung hätte ich schon erwartet. Es reicht nicht, den Schwarzen Peter größtenteils den Medien zuzuschieben.
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Gut gefüllter Rathaussaal |
Die nachfolgende Diskussion war offen und kritisch. Die inhaltlichen Schwerpunkte (ca. 20 Beiträge) konzentrierten sich darauf, was in der Folge zu tun ist. Linker Neuanfang. Nicht beirren und entmutigen lassen. Erforderlich sind klar erkennbar linke Antworten auf die Fragen unserer Zeit, insbesondere auf den Widerspruch zwischen Armen und Reichen, zur Einordnung der Flüchtlingsprobleme in soziale Lösungen für alle im Land sowie für globalen Frieden. Gerade bei diesen Fragen stehen wir konträr zur AfD.
G. Dietmar Rode
Blogger, Radebeul
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