Orientierung

Mittwoch, 26. April 2017

De gustibus non es disputandum - Lässt sich über Geschmäcker streiten?

Impressionen von einem Spektakulum


Unter der Überschrift "Permanente Pöpelei" wurde in der heutigen Sächsischen Zeitung über eine erneute zweifelhafte Protestaktion in Dresden  berichtet (SZ 26.04.2017, S. 18). Nach dem "Busse-Kunstwerk " war dieses Mal das "Denkmal für den permanenten Neuanfang" der Anlass dafür, dass sich einige überhitzte Gemüter aufzwirbelten. Zitierte Schlagworte: "Schrotthaufen - Haut ab! - Schande - Stasi raus! - Schämt euch!". Sie deuten eher darauf hin, dass es gar nicht darum ging, die Meinungen darüber abzugleichen, was einer als Kunst ansieht und ein anderer nicht. Eher sollte wieder einmal ein Ventil für den Frust einiger Spießbürger geöffnet werden. Dabei wollten sie auch der Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch keine Chance geben, die bereits  2012 veröffentlichte Skulptur zu interpretieren: "Du kommst hier nicht zu Wort!". Und deutlich wurde auch hier, dass für einige Leute Brutalität und Ignoranz schon längst zu den Quintessenzen der sächsischen Öffentlichkeit gehören.

Um mir ein eigenes Bild zu machen, bin ich heute auf den Neumarkt gepilgert. Die rostigen Busse kürzlich haben für mich schon nicht die ganz große Erregung gebracht. Aber diese neue Stahlkonstruktion ist noch unspektakulärer. Weshalb dieser makabere Aufriss vom Montag. Eine 7 Meter hohe Edelstahlkonstruktion mit den Nachbildungen einer Elfenbeinkugel aus dem Grünen Gewölbe, dem tatkräftigen Arm einer Trümmerfrau und einem Schleier des Mozart-Brunnens auf einer schlichten Hebebühne. Die Aufmerksamkeit des Publikums hielt sich dementsprechend heute in Grenzen. Ein paar gelangweilt wirkende Fotoknipser und entspannte Bummler anstatt lautstarker Kulturretter des Abendlandes. Kunst entsteht vor allem im Auge des Betrachters.Und nicht jede Kunst ist für jeden Betrachter gleichermaßen erregend ...


Nebenan blickte Martin Luther von seinem Sockel erhaben über die friedlichen Szene: Der Reformator der christlichen Kirche war eine sehr umstrittene Persönlichkeit in seiner Zeit, und ist auch heute noch. Seiner Statue hatte gerade eine respektlose Taube auf das Haupt gekleckert. - Nicht so schlimm. Beim nächsten Regen wird das wieder weggewaschen.

Letzte Anmerkung: Vielleicht sollte die Stadtverwaltung bei ähnlichen Ereignissen noch mehr von den kleinen Dixi-Häuschen in den Nebenstraßen abstellen, damit sich die von Blähungen geplagten Krakeeler besser dort abreagieren können.

G. Dietmar Rode

Fotos: Rode

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