Orientierung

Freitag, 8. Mai 2015

Gedenken zum Tag der Befreiung

Ehrenmal am Rathaus in Gröditz
DIE LINKE tritt aktiv gegen das Vergessen auf

An mehreren Orten des Landkreises fanden heute Veranstaltungen statt. In Gröditz hatte der Ortsverein DIE LINKE aufgerufen, sich ab 15:00 Uhr am Ehrenmal für die sowjetischen Soldaten neben dem Rathaus zu treffen.

Danach gingen die Teilnehmer auf den städtischen Friedhof, wo über 260 im Stahlwerk Gröditz ermordete und ums Leben gekommene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter beigesetzt sind.

Im Auftrag des Ortsvorstandes Gröditz sprach Kreisrat Heinz Hoffmann.

Zum vollständigen Text seiner Rede



Heinz Hoffmann: Rede zum 8. Mai in Gröditz

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen

Heute, auf den Tag genau vor 70 Jahren wurde am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr MEZ in Europa der verheerendste aller Kriege der Menschheitsgeschichte vor dem Oberkommando der Roten Armee und dem Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Berlin-Karlshorst durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht beendet.
Wenn wir hier am Ehrenmal für die in Gröditz gefallenen, sowie durch Verwundung und Erkrankung ums Leben gekommenen Rotarmisten und im Gedenken an die im Gröditzer Stahlwerk umgekommenen und gemordeten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus vielen Ländern Europas den Tag der Befreiung von Krieg und Nazi-Faschismus begehen, dann zeigt dies zunächst eins: noch immer erinnern wir uns zuerst und vor allem der Millionen Kriegstoten und dem unendlichen Leid dieses Krieges. Keines der Opfer der europäischen Völker infolge des Terrors des faschistischen Deutschlands darf vergessen werden. Aber gerade heute muss daran erinnert werden, dass es die Völker der Sowjetunion waren, die mit 27 Millionen Kriegstoten, darunter mehr als 11 Millionen gefallener Soldaten der Roten Armee den größten Blutzoll entrichtet haben.

An diesem 8. Mai erinnern wir uns natürlich auch der Befreier und der Befreiten. Die Befreier waren vor allem die Soldaten der Roten Armee und an ihrer Seite die Angehörigen der alliierten Streitkräfte in der Anti-Hitler-Koalition. Zur Geschichte der Befreiung gehört allerdings genauso das Erinnern an die Widerstandsbewegungen in allen besetzten Ländern, an die Partisanen der Resistance in Frankreich, der Resistenca in Italien, der jugoslawischen Volksarmee ebenso wie der griechischen Partisanen. Ihnen allen ist es zu danken, dass das faschistische Deutschland den imperialistischen Krieg verloren hat. Mit diesem Sieg wurde schließlich auch das deutsche Volk von der Gewaltherrschaft der Nazis befreit, die es 1933 nicht verhindern und danach selbst nicht überwinden konnte.

Befreit wurden auf jeden Fall im Mai 1945 viele tausend Angehörige des deutschen Widerstandes – befreit aus KZs und Zuchthäusern.

Von uns, die heute in Deutschland leben, haben die allermeisten keine Schuld an den faschistischen Verbrechen. Dazu sind wir einfach zu jung. Wir haben aber die Verantwortung, dass sich die Schrecken der Naziherrschaft nie wiederholen. „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ heißt das Vermächtnis, dem die Nachgeborenen gerecht werden müssen. Wenn wir nur die Hetze gegen Flüchtlinge und Asylsuchende gerade auch hier im Landkreis Meißen oder die neue Propaganda gegen Russland sehen, dann wird deutlich, dass dieses Vermächtnis eine aktuelle Aufgabe ist.

Am 70. Jahrestag der Befreiung ist uns damit die noch nicht erledigte Arbeit auch weiterhin übertragen, die gemäß dem Schwur von Buchenwald zu leisten ist. Dort heißt es: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Die, die dieses politische Programm formuliert haben, wussten, dass man über Faschismus nicht reden kann, wenn man über den Kapitalismus schweigt. Gerecht werden wir diesem Auftrag, indem wir uns für soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftsdemokratie im eigenen Land und für ein Ende der Austeritätspolitik in der EU einsetzen. Gerecht werden wir dem nur, wenn wir uns ohne Einschränkungen für eine konsequente Friedenspolitik einsetzen. Solidarität mit Griechenland und der Einsatz für eine kooperative Sicherheitspolitik mit Russland sind deshalb Tagesaufgaben.

Und genau diese Punkte sind es unter anderen, die uns von den Konservativen und Reaktionären eben auch am Tag der Befreiung trennen. Wer die Rede des MP Tillich in Zeithain am 23. April gehört hat, weiß, dass es mit ihm und seiner Partei keinen Konsens zum Vermächtnis des 8. Mai gibt und wohl noch lange nicht geben kann. Und statt über die Wurzeln des Nazismus und damit natürlich auch den Kapitalismus zu reden, spricht der hiesige CDU-Landrat lieber auf einer NPD-Kundgebung und lädt die örtlichen Neonaziführer mit ihren Anhängern zum Gespräch ins Landratsamt. Das Ganze verkauft uns dann die CDU als Bürgerdialog und schmiedet gegen die Kritiker dieser Politik im Kreistag Meißen das Bündnis aus CDU-FDP-Afd-NPD.

Ich wundere mich deshalb auch nicht, dass zur Landratswahl noch immer keine Kandidaten von AfD und NPD nominiert sind. Das ist die Hartzburgerfront 2.0, die hier gebildet wurde.

Wir sehen: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ wie Bertold Brecht schrieb. Der 8. Mai ist also heute noch immer steter Auftrag zum Handeln für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Freiheit, nicht nur Gedenktag.

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