Ehrenmal am Rathaus in Gröditz |
DIE LINKE tritt aktiv gegen das Vergessen auf
Danach gingen die Teilnehmer auf den städtischen Friedhof, wo über 260 im Stahlwerk Gröditz ermordete und ums Leben gekommene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter beigesetzt sind.
Im Auftrag des Ortsvorstandes Gröditz sprach Kreisrat Heinz Hoffmann.
Zum vollständigen Text seiner Rede
Heinz
Hoffmann: Rede zum 8. Mai in Gröditz
Sehr geehrte
Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen
Heute, auf
den Tag genau vor 70 Jahren wurde am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr MEZ in Europa der
verheerendste aller Kriege der Menschheitsgeschichte vor dem Oberkommando der
Roten Armee und dem Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in
Berlin-Karlshorst durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht
beendet.
Wenn wir hier
am Ehrenmal für die in Gröditz gefallenen, sowie durch Verwundung und
Erkrankung ums Leben gekommenen Rotarmisten und im Gedenken an die im Gröditzer
Stahlwerk umgekommenen und gemordeten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus
vielen Ländern Europas den Tag der Befreiung von Krieg und Nazi-Faschismus begehen,
dann zeigt dies zunächst eins: noch immer erinnern wir uns zuerst und vor allem
der Millionen Kriegstoten und dem unendlichen Leid dieses Krieges. Keines der
Opfer der europäischen Völker infolge des Terrors des faschistischen
Deutschlands darf vergessen werden. Aber gerade heute muss daran erinnert
werden, dass es die Völker der Sowjetunion waren, die mit 27 Millionen
Kriegstoten, darunter mehr als 11 Millionen gefallener Soldaten der Roten Armee
den größten Blutzoll entrichtet haben.
An diesem 8.
Mai erinnern wir uns natürlich auch der Befreier und der Befreiten. Die
Befreier waren vor allem die Soldaten der Roten Armee und an ihrer Seite die
Angehörigen der alliierten Streitkräfte in der Anti-Hitler-Koalition. Zur
Geschichte der Befreiung gehört allerdings genauso das Erinnern an die
Widerstandsbewegungen in allen besetzten Ländern, an die Partisanen der
Resistance in Frankreich, der Resistenca in Italien, der jugoslawischen
Volksarmee ebenso wie der griechischen Partisanen. Ihnen allen ist es zu
danken, dass das faschistische Deutschland den imperialistischen Krieg verloren
hat. Mit diesem Sieg wurde schließlich auch das deutsche Volk von der
Gewaltherrschaft der Nazis befreit, die es 1933 nicht verhindern und danach
selbst nicht überwinden konnte.
Befreit
wurden auf jeden Fall im Mai 1945 viele tausend Angehörige des deutschen
Widerstandes – befreit aus KZs und Zuchthäusern.
Von uns, die
heute in Deutschland leben, haben die allermeisten keine Schuld an den
faschistischen Verbrechen. Dazu sind wir einfach zu jung. Wir haben aber die Verantwortung,
dass sich die Schrecken der Naziherrschaft nie wiederholen. „Nie wieder Krieg,
nie wieder Faschismus“ heißt das Vermächtnis, dem die Nachgeborenen gerecht
werden müssen. Wenn wir nur die Hetze gegen Flüchtlinge und Asylsuchende gerade
auch hier im Landkreis Meißen oder die neue Propaganda gegen Russland sehen,
dann wird deutlich, dass dieses Vermächtnis eine aktuelle Aufgabe ist.
Am 70.
Jahrestag der Befreiung ist uns damit die noch nicht erledigte Arbeit auch weiterhin
übertragen, die gemäß dem Schwur von Buchenwald zu leisten ist. Dort heißt es:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau
einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Die, die
dieses politische Programm formuliert haben, wussten, dass man über Faschismus
nicht reden kann, wenn man über den Kapitalismus schweigt. Gerecht werden wir
diesem Auftrag, indem wir uns für soziale Gerechtigkeit und
Wirtschaftsdemokratie im eigenen Land und für ein Ende der Austeritätspolitik
in der EU einsetzen. Gerecht werden wir dem nur, wenn wir uns ohne
Einschränkungen für eine konsequente Friedenspolitik einsetzen. Solidarität mit
Griechenland und der Einsatz für eine kooperative Sicherheitspolitik mit
Russland sind deshalb Tagesaufgaben.
Und genau
diese Punkte sind es unter anderen, die uns von den Konservativen und
Reaktionären eben auch am Tag der Befreiung trennen. Wer die Rede des MP
Tillich in Zeithain am 23. April gehört hat, weiß, dass es mit ihm und seiner
Partei keinen Konsens zum Vermächtnis des 8. Mai gibt und wohl noch lange nicht
geben kann. Und statt über die Wurzeln des Nazismus und damit natürlich auch
den Kapitalismus zu reden, spricht der hiesige CDU-Landrat lieber auf einer NPD-Kundgebung
und lädt die örtlichen Neonaziführer mit ihren Anhängern zum Gespräch ins
Landratsamt. Das Ganze verkauft uns dann die CDU als Bürgerdialog und schmiedet
gegen die Kritiker dieser Politik im Kreistag Meißen das Bündnis aus
CDU-FDP-Afd-NPD.
Ich wundere
mich deshalb auch nicht, dass zur Landratswahl noch immer keine Kandidaten von
AfD und NPD nominiert sind. Das ist die Hartzburgerfront 2.0, die hier gebildet
wurde.
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