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Dieser Tage tauchte der Zettel wieder auf, mit dem sich Günter Schabowski auf die Pressekonferenz seiner Laufbahn vorbereitet hatte. Er ist auch ein besonderes Prachtstück für die Geschichte der Rhetorik, für die es bezogen auf die DDR, bisher nicht so viel Interessantes zu berichten gab.
Rhetorik war damals nicht besonders gut angeschrieben. Walter Ulbricht´s im Diskant gesprochenes "Keiner will eine Mauer aufbauen." oder Honecker´s Zungenbrecher "Ssoschalistsches Vaterland" klingen mir noch heute in den Ohren. Auch Schabowski war nicht der große Redner. Aber in der Pressekonferenz vom 09. November 1989 brach er alle Rekorde. Manchem ahnungslosen Zuschauer der "Aktuellen Kamera" wird es wohl gar nicht sofort bewusst geworden sein. Diese Überraschung war doch zu überraschend.
Das ZK-Mitglied präsentierte damals die neuen Reisebestimmungen für DDR-Bürger: "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässe und Verwandtschaftverhältnisse beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Ständige Ausreisen können über alle Grenzstationen der DDR in die BRD erfolgen."
Und nach Anfrage eines Journalisten stotterte er etwas hilflos:"Das ist nach meiner Kenntnis ... sofort, ... unverzüglich."
So hatte sich die SED-Führung das sicher nicht vorgestellt. Diese Reisen sollten wohl nur unter bestimmten Auflagen und auch erst vom nächsten Tag an beantragt werden können. War das Schabowski entgangen? Oder war es klares Kalkül? Immerhin initiierte er noch in dieser Nacht damit den Mauerfall?
So hatte sich die SED-Führung das sicher nicht vorgestellt. Diese Reisen sollten wohl nur unter bestimmten Auflagen und auch erst vom nächsten Tag an beantragt werden können. War das Schabowski entgangen? Oder war es klares Kalkül? Immerhin initiierte er noch in dieser Nacht damit den Mauerfall?
Die Frage für das Rhetorik-Seminar: Redemanuskript oder Stichwortzettel - was ist zweckmäßiger? Antwort: Das kommt natürlich auf den Redner und die Situation an. Manchem nützt keines von beiden. Aber Schabowski, der sich sozusagen verzettelt hat, ist damit nachweislich als begeisternd schlechter Redner in die Geschichte eingegangen.
G. Dietmar Rode
Blogger und Rhetorik-Dozent
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