Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Und Sachsen setzt auf "fliegende Lehrer". So steht es heute in der SZ gleich auf der ersten Seite. Es wären noch nie zuvor so viele Lehrer eingestellt worden. (Und wieviele gehen in Rente oder fallen wegen Krankheit aus?) Eine Lösung soll durch eine "fliegende Lehrerreserve bis Schuljahresende" herbeigeführt werden. Sie soll vor allem aus neu ausgebildeten Gymnasiallehrern gebildet werden, denen keine feste Anstellung angeboten werden konnte. Außerdem sollen Referendare, also angehende Lehrer, nunmehr zwölf statt acht Wochenendstunden unterrichten... Der Förderunterricht wird gekürzt... Die Schülerzahlen in den Klassen werden weiter anwachsen ... Soll hier die Nachwuchsstaffel für den gealterten Berufsstand verheizt werden? Da ich selbst Lehrer bin (Berufsfachschule) weiß ich, worüber hier gesprochen wird.
Zur gestrigen Pressekonferenz der Kultusministerin zum Beginn des neuen Schuljahres erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Cornelia Falken:
"DIE LINKE wünscht allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern viel Glück im neuen Schuljahr. Das werden sie auch brauchen, denn die Kultusministerin bekommt den Lehrermangel nicht in den Griff. Und so gerät der Schulbesuch immer häufiger zu einem Glücksspiel – so werden bspw. an der einen Schule zwei Fremdsprachen angeboten, an der anderen nicht.
Das „größte Einstellungsprogramm im Schulbereich seit zwanzig Jahren“ erweist sich als unzureichend, um den Unterricht an allen Schulen abzusichern. Von 1000 Einstellungen, wie die Kultusministerin behauptet, kann keine Rede sein: Nur 510 werden unbefristet eingestellt, 250 befristet, 83 entfristet, weil an Schulen schon tätig und 101 sind bereits zum Schulhalbjahr eingestellt worden. Dagegen sind 790 Lehrer und Lehrerinnen ausgeschieden (Drucksache 5/ 12038) und 460 Lehrkräfte langzeiterkrankt. Tatsächliche Neueinstellungen zum Schuljahresbeginn sind also 760.
Mangelnde Absicherung, man könnte auch sagen: planmäßige Benachteiligung, erfahren auch die Oberschulen der FDP. Nur die Hälfte dieser Schulen kann eine zweite Fremdsprache anbieten. Es fehlen schlichtweg die Lehrkräfte, um die zweite Fremdsprache an allen Mittel-, pardon Oberschulen anzubieten. Das ist ungerecht. Ebenso ungerecht ist, dass nur ganze 50 von insgesamt 336 Mittel-, pardon Oberschulen in den Genuss von sogenannten „Praxisberatern“ kommen, die Schülerinnen und Schülern ein „maßgeschneidertes“ Ausbildungsangebot unterbreiten sollen."
Am Montag wird sich die Kreistagsfraktion DIE LINKE in ihrer Beratung in Meißen schwerpunktmäßig mit schulpolitischen Problemen beschäftigen, um im November ein öffentliches Diskussionsforum zu dieser Thematik durchzuführen. In den vergangenen Jahren haben wir als Fraktion im Kreistag immer wieder auf Probleme der Schulstrukturentwicklung, der Stundenausfälle und des Lehrermangels aufmerksam gemacht. Im förderalen System der Bundesrepublik hat sich jedoch eine komplizierte Situation hinsichtlich der Kompetenzen für die Bildungslandschaft entwickelt. Vom Land über die Landkreise bis hinunter zu den Schulträgern/Kommunen sind die Verantwortungen und Aufgaben so verteilt, dass es z.B. mir als Kreisrat ausgesprochen schwer fällt, stets die aktuellen Informationen zu erhalten (vgl. frühere Posts auf diesem Blog). Vieles erfährt man zuerst über die Presse, z.B. bei Protesten der Schüler, Eltern und Lehrer. Wie lange soll das Hick-hack noch weiter gehen? Es sind schließlich unsere Kinder, um die es hier geht, d.h. um unsere Zukunft.
Dr. G. Dietmar Rode
Kreisrat
Mitglied in der AG Schulstrukturentwicklung
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