von Kreisrat Dr. G. Dietmar Rode
Im Sozialausschuss des Kreistages werden u.a. kontinuierlich
die Arbeitsmarktdaten aus dem Jobcenter Meißen ausgewertet. Das war auch gestern der Fall. Nun ist bei
solchen Veröffentlichungen auch der Nicht-Soziologe oft skeptisch, spätestens
seit Winston Churchills angeblicher Anmerkung, er glaube keiner Statistik, die er nicht selbst
gefälscht habe.
Die Daten, die in Meißen zusammengetragen werden, sind
natürlich und hoffentlich nicht gefälscht. Aber sie lassen sich auch nicht von
jedermann/jederfrau und auf den ersten Blick entschlüsseln. Sie wollen auch diskutiert
sein. Nehmen wir ein Beispiel:
Im Dezember 2011 lag die Arbeitslosenquote im Landkreis bei
9,4%, während sie im Dezember 2012 um 0,4% auf 9,0% gesunken war. Ist das viel oder wenig, gut oder schlecht,
können wir zufrieden sein oder müssen wir eher meckern? Im Bundesdurchschnitt ergeben sich gerade ´mal 7,4% (Quelle: MDR Info, 01.03.2013). Für die Länder der Euro-Zone wird übrigens heute der Rekordwert von 11,9% gemeldet.
Schauen wir uns dazu einmal die Entwicklung der Kundenstruktur
im Jobcenter Meißen an, und fragen wir
uns, ob der Kunde da wohl König ist oder nicht. Der tagträumende Theoretiker
könnte meinen, eine Arbeitsagentur ist dann wirklich gut, wenn sie gute Arbeit
vermittelt. Da wird also einer arbeitslos, geht dort hin und bekommt
baldmöglichst eine neue Arbeit. Das sollte das Kerngeschäft dieser Einrichtung
sein. Medienmeldungen über einen anwachsenden Fachkräftebedarf und die sinkende Arbeitslosenzahlen in Deutschland
und Sachsen lassen den Unbedarften an eine schnelle Lösung des Problems glauben.
Aber weit gefehlt. Schauen wir uns die eingefügte Grafik ein wenig genauer an, einfach nur die Trends, ohne auf zu viele Zahlen einzugehen. Da bekommen wir einen gehörigen Schluckauf.
Zur Erklärung: Kunden sind Leute, die zur Agentur kommen, weil
sie aus unterschiedlichen Gründen keine Arbeit haben.
A-Kunden werden direkt
in den Arbeitsmarkt integriert. Das sollte auch das Ziel sein, die Norm sozusagen. Aber: nur bei 0,3% gelang das im Januar 2013 (2011 und 2012 - 0,4%) !
B-Kunden werden
mit finanzieller und qualifizierender Förderung integriert – o.k., aber auch nur 2,8%.
C-Kunden haben
eine mittelfristige Chance zur Orientierung und Qualifizierung für den sogenannten 1.
Arbeitsmarkt. Das mag gerade noch so angehen für 23,0%.
D-Kunden können
nur langfristig mit einer Arbeitsmarktintegration, d.h. im einfachen Deutsch mit
einer angemessenen Arbeit, rechnen. Das sieht schon nicht mehr gut aus. 44,0%!!!
E-Kunden sind längerfristig
eher unwahrscheinlich zu vermitteln. Zappenduster für 26,3! Hartz IV auf Dauer?
I-Kunden sind
erst seit Mitte des Vorjahres im 1. Arbeitsmarkt, weshalb ihre Arbeitsmarktchance
noch nicht so richtig einzuschätzen ist - 1,8%.
X- und Y- Kunden
können vorübergehend oder längerfristig nicht vermittelt werden und sind auf
materielle Grundsicherung angewiesen. Hartz IV. Punkt und aus. Gesunken von 12,7 auf 2,2%.
Z-Kunden sind
durch Bedarfslage und Profil derzeit ungeklärt, was immer das auch bedeuten mag.
Wenn wir uns aus dieser Sicht die Zahlen aus drei Jahren
ansehen, fangen wir wohl an zu zweifeln. Das soll keinesfalls die wichtige und
gute Arbeit der Angestellten im Jobcenter in Frage stellen, die leisten, was sie leisten können. Aber das System scheint
nicht zu stimmen, wenn das Kerngeschäft (A,-, B- und C-Kunden) mit 25,9% völlig unterrepräsentiert erscheint. Und ein Aufwärtstrend ist nicht
sichtbar, nicht einmal als Silberstreif am Horizont. Da ist doch irgend etwas verkehrt...
Gerade heute (10:07 Uhr) sendete MDR-Info einen zum Thema passenden Beitrag. Hartz IV kostete bisher 356 Milliarden Euro. Bundesagentur-Vizechef Altmann forderte eine Reform der Hartz-IV-Regelungen. Und der ist nicht von der LINKEN, die seit Jahren sogar eine Abschaffung fordert.
In diesem Zusammenhang eine weitere aktuelle Information. Der Bundesrat hat heute einem Mindestlohn von 8,50€ zugestimmt. Nun muss sich nur noch der Bundestag diese ebenfalls einer mehrere Jahre alte Forderung der LINKEN (aktuell:10 €) befürworten.
Gerade heute (10:07 Uhr) sendete MDR-Info einen zum Thema passenden Beitrag. Hartz IV kostete bisher 356 Milliarden Euro. Bundesagentur-Vizechef Altmann forderte eine Reform der Hartz-IV-Regelungen. Und der ist nicht von der LINKEN, die seit Jahren sogar eine Abschaffung fordert.
In diesem Zusammenhang eine weitere aktuelle Information. Der Bundesrat hat heute einem Mindestlohn von 8,50€ zugestimmt. Nun muss sich nur noch der Bundestag diese ebenfalls einer mehrere Jahre alte Forderung der LINKEN (aktuell:10 €) befürworten.
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