Orientierung

Mittwoch, 12. September 2012

Stefan Hartmann für Dialog

 "Die Liste der vermeintlichen »Parteischädlinge« in der Geschichte linker Parteien ist lang. Zu vielen Zeiten gehörten die, denen vorgeworfen wurde, sie würden der Partei schaden, zu den Mutigsten und Klügsten." (Stefan Hartmann, stellvertretender Landesvorsitzender DIE LINKE Sachsen)


Eine Hilfestellung zur Debatte 
von Reinhard Heinrich
Am 3. September 2012 schrieben die Vorsitzenden der ostdeutschen Landesverbände der Partei DIE LINKE und deren Fraktionsvorsitzende in den ostdeutschen Landtagen einen Brief an die beiden Bundesvorsitzenden der Partei, Katja Kipping und Bernd Riexinger. In diesem geht es vor allem um einen ehrlicheren Dialog unter allen 16 Landesverbänden der Partei, mehr gegenseitigen Respekt und die Demokratisierung der Partei nach innen. Ja, vor allem in Bezug auf den letzten Punkt gibt es Defizite, die mit dem Programm und der Vision einer demokratischen und sozialistischen Partei kaum vereinbar scheinen.
Dieser Brief wurde nun öffentlich. ...
Der bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung arbeitende Politikwissenschaftler Dr. Erhard Corme stellt in seinem Artikel für die linke Tageszeitung “neues deutschland” besonders die “Berechtigung” in Frage. [Dominic Heilig, Mitglied des Parteivorstandes, heute in seinem Blog.]
Dominic Heilig verweist allerdings auf die etwas moderatere Reaktion seines Parteivorstandskollegen (und sächsischen stellv. Landesvorsitzenden) Stefan Hartmann:
Erhard Crome fährt in seiner Kritik des Briefes der ostdeutschen Landesspitzen an die Parteivorsitzenden schweres Verbalgeschütz auf. Zu finden sind »verquast«, »sprachlicher Missgriff«, »völlig absurd« und, der Klassiker im innerparteilichen Vorwurfswesen, das Schreiben »schade« der LINKEN. Die Liste der vermeintlichen »Parteischädlinge« in der Geschichte linker Parteien ist lang. Zu vielen Zeiten gehörten die, denen vorgeworfen wurde, sie würden der Partei schaden, zu den Mutigsten und Klügsten. [Stefan Hartmann heute auf ND-online - anklicken für den vollenText]
Der guten Ordnung halber sei hier natürlich auch noch die Kritik von Dr. Eberhard Crome an diesem "Aufruhr der Ost-Linken" verlinkt. (ebenfalls bei ND-online)

Es wäre erfreulich, wenn diese drei veröffentlichten Texte als Basis einer konstruktiven Debatte innerhalb der Partei, aber auch "um sie herum",  herangezogen würden. Denn, wenn die hier angesprochenen Fragen und Konflikte nicht offen ausdiskutiert und damit gelöst werden, wenn linkskonservative "Bewahrer des bewährten Kurses" mit ihrem "weiter so!" und der Unterbindung jeglicher Kritik, mit Aussitzen statt Austragen von Konflikten das politische Klima bestimmen, dann wird DIE LINKE auf jeden Fall gereinigt in die nächsten Wahlen gehen. Gereinigt von Menschen, die bereit sind, sich mit Problemen auseinander zu setzen, Kritik auszuteilen und einzustecken - und vor allem: Widersprüche als Triebkraft der Entwicklung  zu erkennen und zu nutzen.

5 Kommentare:

  1. Aus meinem Freundes- und Kollegenkreis kenne ich viele, die ausgesprochen links denken, jedoch sagen, dass sie mit dieser Partei DIE LINKE nichts anfangen können. Darüber sollten wir ernsthaft nachdenken.

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  2. Nachdem ich den Beitrag von E. Crome gelesen habe, verstehe ich die Überschrift dieses Posts "Hartmann für Dialog" überhaupt nicht. Bei Crome habe ich keine einzige Stelle gefunden, in der er die nach wie vor bestehende sozialökonomische Spaltung zwischen Ost und West relativiert oder gar geleugnet hätte. Hartmann bearbeitet im größten Teil seines Beitrages eine ( von E. Cromme )nicht aufgeworfene Frage. Das aber ist das genaue Gegenteil von Dialog.Das ist perfide Destruktion.Und wer dann die Frage nachdem "wofür" stellt, kann schnell eine Parallele zu einem anderen "klassiker" im Umgang mit vermeintlichen "Parteischädlingen" finden, nämlich dem, diesen etwas anzudichten, das sie gar nicht gesagt haben. Erst einmal in die Welt gesetzt entwicklet so was dann sein gewünschtes Eigenleben. Mit der Wahrheit hat das dann zwar nichts zu tun, aber ist halt hilfreich. Und für was soll es hier helfen? Hartmann will sich eben einfach nicht mit der Kritik insbesondere an der Politik des Berliner Landesverbandes unserer Partei, die Cromme formuliert, auseinandersetzen. Hat das vielleicht damit zu tun, dass damit eben auch eine Kritik an Repräsentanten seiner innerparteilichen Strömung, dem FDS, und den politischen Folgen, bzw. Ergebnissen dieser Truppe zum Ausdruck kommt, der S. Hartmann mangels Argumenten aus dem Weg gehen will, ja gehen muss? Sprachliche Brilianz - neuhochdeutsch: Performance -, die ich S. Hartmann (im Übrigen nicht zum ersten Male) gar nicht abspreche, kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass er sich mit den von Cromme aufgeworfenen Fragen nicht auseinandersetzt. Form ohne Sinn ist im politischen Bereich m.E. aber ab einem bestimmten Punkt einfach Betrug. Und S. Hartmann weiß ja sicher, wie sein "Klassiker" des Umgangs mit unliebsamen Meinungen in Parteien machmal auch geendet hat, gerade wenn sie von den "Mutigsten und Klügsten" vertreten wurden.

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    1. Die Labels (Etiketten) des strittigen (gottseidank!) Posts lauten: "Bundespartei", "dokumentiert" und "Partei". Am wichtigsten finde ich zunächst, die drei Reaktionen (Heilig, Crome und Hartmann) zunächst einmal gebündelt verfügbar (dokumentiert) zu haben. Wie soll man sich sonst eine Meinung bilden?

      Der Ausgangspunkt des ganzen, der (nicht-offene) Brief der Landes- und Fraktionsvorsitzenden an die Bundesvorsitzenden sollte wohl zuerst von denen beantwortet werden, an die er gerichtet ist. Erhard Crome allerdings wendet sich an die Öffentlichkeit und fällt Urteile, was (in einem nicht-offenene Brief) berechtigt ist und was parteifeindlich ist.

      Und das ist genau die Vorgehensweise der SED-Parteikontrollkommissionen, anhand deren noch im August 1989 der (an der Basis) eigentlich schon lange ent-stalinisierten Partei leider immer wieder an Schlüsselpositionen nachgewiesen werden konnte, dass sie eben doch immer noch autoritär und antidemokratisch war. Von 2,1 Mio. Mitgliedern sind ihr dann 2 Mio. davon gelaufen.

      DIE LINKE hat jetzt wieder einmal Gelegenheit zu zeigen, ob sich autoritärer Führungsstil (ablesbar an Argumentationsweisen und Disziplinierungen) sowie kleinkarierte Machtkämpfe in ihr reproduzieren können oder ob kollektive Meinungsbildung im ehrlichen Dialog möglich ist.

      E. Crome ist weniger dafür kritisiert worden, was er sagt, als wie er es sagt. Da Sprache nun einmal verräterisch ist, transportiert sie mehr seine Haltung als seine vorgeblichen Argumente.
      Kommunikation ist zuerst das, was beim Empfänger ankommt. Bedenklich scheint mir allerdings, wie viele Kommentatoren bei Crome (auf der ND-Seite) ihm (offensichtlich intuitiv) zustimmen. Wenn nicht rund 80 Prozent der Wähler gänzlich anderer Meinung wären (hat man es ihnen also nur schlecht erklärt?), könnte man denken, er vertritt e r f o l g r e i c h die Meinung der Partei. Wieviel Prozent der Öffentlichkeit aber werden dann diese Partei akzeptieren (wählen)?

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    2. Erst das Hirn einschlaten, dann die Hupe betätigen!

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  3. Dank an die Bloger für die Veröffentlichung. Damit haben auch Leute, die kein "ND" mehr lesen können, eine Möglichkeit Informationen zu erhalten.
    Ich finde, Stefan Hartmann gibt eine gute Antwort zum Standpunkt von E.Come, betreffs Brief an die Parteivorsitzenden. S.Hartmanns Fakten kann ich zustimmen - aus eigenem Erleben. Es kann und darf keinen Verzicht auf eine politische Thematisierung des sozialökonomischen Gegensatz zwischen Ost und West geben und dabei auch keine Spaltung der Partei. Die gesamte Partei, in Ost und West,hat eine entsprechende Rolle zu spielen und darf sich nicht zu Machtspielen mißbrauchen lassen. Was die Mitgliederstatistik und Delegiertenschlüssel betrifft, die ebenfalls Gegenstand der Diskussion sind, so sollte absolute Ehrlichkeit herrschen und nichts anderes. Es würde uns schwer auf die Füße fallen.

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