Aus der Arbeitsgruppe Schulstrukturentwicklung berichtet
Dr. G. Dietmar Rode
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Lehrer Lämpel wusste schon ... |
Die Demografie ist die Lehre von der Bevölkerungsentwicklung. Ihre Resultate sind u.a. Geburtenzahlen, Sterbefälle, Lebenserwartung, Ab- und Zuwanderung, Arbeitslosenquoten, Einschulungs- und Absolventenzahlen usw. usf. Der daraus formulierte Begriff "Demografischer Wandel" soll darauf hinweisen, dass wohl erstmals in der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland mehr ältere Menschen da sein werden, als junge Menschen "nachwachsen". Das hat viele Folgen, nicht zuletzt für die Bildungspolitik.
Nach umfangreichen Vorarbeiten liegen jetzt exakte Zahlen zur aktuellen Situation und den Prognosen bis 2022 für alle Schularten im Landkreis Meißen vor. Wir brauchen sie nur den vorhandenen Schulen, Klassenzimmern und Fachkabinetten, Lehrern und Erziehern gegenüber zu stellen und alles gut abzustimmen. Das klingt einfach, oder? Das ist es aber nicht.
Die derzeitige und die für 2021/2022 wünschenswerte Schulstruktur im Landkreis sieht so aus:
Schularten
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Schuljahr
2011/2012
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- in öffentlicher Trägerschaft
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43
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- in freier Trägerschaft
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5
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Mittelschulen
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- in öffentlicher Trägerschaft
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21
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- in freier Trägerschaft
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2
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Gymnasien
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- in öffentlicher Trägerschaft
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8
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- in freier Trägerschaft
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1
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Allgemeinbildende Förderschulen
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- in öffentlicher Trägerschaft
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8
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- in freier Trägerschaft
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1
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Der Freistaat Sachsen hat die Obergrenze von 28 Schülern pro Klasse festgelegt - der Richtwert für die Klassenbildung liegt bei 25. Er rechnet wirtschaftlich. Und damit fangen die richtig schwierigen Probleme an. Da sind einerseits die starren staatlichen Vorgaben und andererseits die völlig unterschiedlichen Bedingungen an den Schulstandorten bzw. in den Schuleinzugsgebieten bzw. Schulbezirken. Die Schulträger kämpfen natürlich um die Erhaltung jeder Schule. Sie sehen nicht zuletzt auch qualitative Faktoren wie die örtliche Lage, die Qualität der Lehre und die kulturellen Traditionen. Das Kreisschulamt steht dazwischen und nicht selten vor der Quadratur des Kreises. Selbst Außenstehende werden erkennen, wie widersprüchlich das werden kann. Beispiele: Die Stadt Riesa hat die schmerzhaftesten Bevölkerungsverluste seit der Wende hinnehmen müssen. Radebeul am Rande der Landeshauptstadt wächst und ist inzwischen die zweitgrößte Stadt im Landkreis. Dörfliche Strukturen schrumpfen vielerorts. Wer nicht akzeptiert, dass das Folgen für viele Schulstandorte hat, muss entweder blind und duldsam sein. Oder er fordert, dass der Freistaat neue Spielräume eröffnet, und nicht alle Lösungen nur nach unten delegiert, die dann eben Schulschließungen heißen müssen.
DIE LINKE hat sich immer sehr engagiert für die Schulpolitik eingebracht. "Lasst die Schule im Dorf!" - so hieß es schon vor zehn Jahren. In meiner einstigen Heimatstadt Coswig gab es einmal elf Schulen in den allgemeinbildenden Schularten. Nach vielen Diskussionen ist nach Jahren eine neue Struktur gewachsen: 3 Grundschulen, 2 Mittelschulen, ein Gymnasium, ein Förderschulzentrum (an zwei Standorten) und eine freie Evangelische Schule (Primär- und Sekundärstufe). Und so ähnlich geschah es an anderen Standorten auch. Sollten wir da schon wieder umbauen müssen?
Die einfache Gegenüberstellung zu erwartender Schülerzahlen mit den vorhandenen bzw. zu erreichenden Schulkapazitäten reicht nicht aus. Die "Herstellung des Benehmens" (Beamtendeutsch für Interessen- und Problemabgleich) mit den einzelnen Schulträgern umfasst viele Aspekte. Jetzt liegen die Stellennahmen vor. Neben der Erhaltung oder Veränderung der bisherigen Mehrzügigkeit der Schulen gibt es noch weitere Probleme wie z.B. zu kleine Klassen, Sanierungsbedarf der Schulen, Integrationsmöglichkeiten für Behinderte (Inklusion nach UN-Behindertenrecht).
Für mich als Kreisrat (mit Wohnort Radebeul) ist es schwierig, die stets aktuelle Übersicht über die Fülle problematischer Details zu haben. Eine Kooperation aller Interessierten ist erforderlich. Die Fraktion bittet, uns über auftretende Probleme möglichst zeitnah zu informieren, damit wir uns konstruktiv in die Diskussion für die besten Lösungen einbringen können.
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