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Von Peter Anderson ("SZ" Ausgabe Meißen 27.01.12 )
Drei Jahre dauerten die Gespräche zwischen den Elblandkliniken und Verdi. Jetzt gibt es einen einheitlichen Tarifvertrag für alle drei Häuser. Die SZ hat die Details.
Nach bis zu sechs Jahren ohne einen Cent mehr in der Lohntüte dürfen sich Schwestern, Pfleger und sonstige Mitarbeiter im nichtärztlichen Dienst der Elblandkliniken jetzt über deutlich steigende Gehälter freuen. Der auf einer Klausurtagung in Lichtenwalde bei Chemnitz ausgehandelte Tarifvertrag für die Krankenhäuser in Meißen, Radebeul, Riesa und Großenhain löst teilweise Notlagen-Tarifverträge ab, die bis Ende 2007 galten und mit einem erheblichen Verzicht auf Lohnzuwächse und Zulagen verbunden waren.
Für wie viele Mitarbeiter gilt der neue Tarifvertrag?
Nach Angaben der Elblandkliniken können rund 1800 Mitarbeiter von 2000 vom jetzt abgeschlossenen Vertrag profitieren. Damit er in Kraft treten kann, müssen noch der Aufsichtsrat der Klinik und Verdi in Berlin zustimmen. Für 2012 gilt dann eine Tarifsteigerung um 5,3 Prozent. 2013 gibt es noch einmal 2,5 Prozent. Der Vertrag läuft über zwei Jahre und schreibt eine 38,5-Stunden-Woche fest. „Durch die Absenkung von 40 auf 38,5 Stunden haben wir eine indirekte Lohnerhöhung“, so Verdi-Verhandlungsführer Roland Happich. Eine Arbeitsplatzgarantie war nach Aussagen der Klinik nicht Verhandlungsgegenstand. Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Klinik mit ihren guten Zukunftsaussichten sichere Arbeitsplätze biete.
Was sind die Eckpunkte des Tarifs und wie lange gilt er?
Wichtige Eckpunkte des neuen Vertrages sind laut Klinik-Verhandlungsführer Andreas Jung gerechtere Eingruppierungen in Lohngruppen sowie eine Erfolgsbeteiligung der Arbeitnehmer. Diese tritt nach Angaben der Klinik an die Stelle des bisherigen Weihnachtsgeldes.
Wo ordnen sich die Kliniken mit dem Abschluss ein?
„Wir bewegen uns damit grob umrissen im guten Mittelfeld“, sagte gestern Kliniksprecherin Daniela Bollmann. Die in den Dresdner Krankenhäusern gezahlten Löhne lägen zwar noch darüber, die Elblandkliniken näherten sich dem Niveau jedoch an. Bestätigt wird dies durch Gewerkschafts-Verhandlungsführer Roland Happich. Seinen Angaben zufolge entsprechen die ab Anfang 2012 rückwirkend gezahlten Gehälter nicht den im Öffentlichen Dienst gezahlten Löhnen. Man habe sich mit dem jetzt erzielten Ergebnis jedoch ein gutes Stück darauf zu bewegt.
Ist damit der Streit um den alten Tarifvertrages beendet?
Da seit Ablauf des Notlagentarifvertrages kein neues Abkommen für die nicht-ärztlichen Mitarbeiter abgeschlossen wurde, galt in Meißen und Radebeul seit Anfang 2008 wieder der im Öffentlichen Dienst übliche Tarif. Der Streit, ob dieser seitdem dynamisch oder statisch hätte angewendet werden müssen, wird durch den neuen Tarifvertrag nicht entschieden. Dieser gelte für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit, so Kliniksprecherin Daniela Bollmann. Die Arbeitgeberseite geht für die vergangenen vier Jahre von einem unveränderlichen Lohnniveau aus. Die Gewerkschaft sieht das anders.
Wie geht es bei der Wirtschaftsgesellschaft weiter?
Ein positives Signal dürfte der Tarifabschluss für die Verhandlungen über die knapp 50 Kündigungen bei der Wirtschaftsgesellschaft und den Umbau des Service-Bereichs der Kliniken sein. „Verdi geht davon aus, dass auch bei unterschiedlichen Interessenlagen zukunftsorientierte Tarifergebnisse verhandelbar sind“, sagt Verdi-Vertreter Roland Happich. Das hätten die letzten Gespräche gezeigt. Ähnlich urteilt Meißens Landrat Arndt Steinbach (CDU): „Mit Blick auf die großen Vorhaben an allen Standorten ist ein gutes und offenes Betriebsklima sehr wichtig. Nur mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lässt sich eine Zukunft gestalten, zu der fachliche Kompetenz, moderne Technik und – nicht zu unterschätzen – Vertrauen gehören.“
Wann ist ein Tarifabschluss bei den Ärzten zu erwarten?
Die nächste Verhandlungsrunde mit der Ärzte-Vertretung Marburger Bund ist für den heutigen Freitag angesetzt. Weitere Folgetermine sind vereinbart. Eine Prognose über den Zeitpunkt einer möglichen Einigung wollten die Kliniken gestern nicht geben.
Was lange währt, wird endlich gut? Hoffentlich!
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