Orientierung

Samstag, 12. März 2011

Eine Zeitung zum Weitergeben

„DIE LINKE im Elbland“ und ihre endlich wahrgenommene Chance (März 2011)
von Reinhard Heinrich
Wer das "Absterben" der Vorgänger-“Zeitungen“ („Elbe-Rödertal-Echo“ und „Die Alternative“) erlebt hat, konnte dem neuen Versuch nur Glück wünschen - aber oft hat es bisher nicht geholfen. Ein früherer Ortsvorsitzender (Journalist im Ruhestand) fasste seinen Eindruck zusammen: Die neue Zeitung könne er unmöglich anderen Leuten in die Hand geben. Nun, das war gewiss arg professionelle Strenge und viele Mitglieder der Partei stellen nicht so hohe Ansprüche.

Die Öffentlichkeit schon. In Zeiten der Überflutung von Briefkästen mit teils redaktionell gar nicht schlecht gemachten kostenlosen Zeitungen ist es Papierverschwendung, den Lesern etwas Mittelmäßiges, gerade so genügendes in die Hand zu geben.

Dabei ist es leicht, die kostenlosen Blätter zu übertreffen: an Konkretheit, Hintergrundinformation, lokaler Präsenz und Lesbarkeit. Unmöglich ist es allerdings, mit den Wochenblättern mittels einer monatlich erscheinenden Zeitung konkurrieren zu wollen: mit Aktualität, Reagieren auf Tagesereignisse und Mobilisierung der Leser zu kurzfristigen Aktionen. Das können die -Kuriere, -Boten etc. besser.

Die März-Ausgabe unserer „Elbland-Linken“ zeigt gleich auf der Titelseite, worin ihre Stärke besteht: Sie weist über gegebene Grenzen der Partei DIE LINKE hinaus. Mit dem Porträt der Louise Otto-Peters wird zum 100. Internationalen Frauentag auf eine fortschrittliche, kämpferische Frau von hier verwiesen, die eben nicht für irgendwelche Ismen den Kopf hingehalten hat - sondern für Demokratie und Gleichberechtigung. Das nimmt sogar Leser mit, die für Partei-Scheuklappen so gar nicht zu begeistern sind. Ein Bild der genau so verdienstvollen Clara Zetkin hätte den „Kenne-ich-schon-Reflex“ beim Leser ausgelöst. Der verhindert eingehendes Lesen.


Öffnung zur Gesellschaft hin demonstriert auch Seite 2 - zumindest was meine Stadt betrifft. Nicht ausschließlich „Parteiköpfe“ werden gezeigt, sondern auch unserer Gleichstellungsbeauftragte, mit der gut zu arbeiten ein Gebot linker Politik ist. Jung oder alt die Frauen, heiter oder besorgt die Texte - ein wohltuend breites Spektrum.

Seite 3 - die „Schokoladenseite“ jeder Zeitung, erfüllt ebenfalls hohe Ansprüche, wenn auch an der grafischen Gestaltung noch gefeilt werden darf. Einrückungen „verdunsteten“. Aber man schlägt sie doch gern auf  - und wird nicht enttäuscht.

Für linke Meinungsvielfalt und Kontroverse steht Seite 4 - streitbar zu den Neonazis in Dresden. Üppiger Polizeischelte steht ein kurzes, knackiges Bekenntnis zum friedlichen Antifaschismus gegenüber. Man darf raten, welcher Artikeln eher gelesen wird: der zwei- oder der vierspaltige. Die Fotos tun ein Übriges und sagen, an wessen Seite wir sind - und wer an unserer Seite ist. Klare Bildsprache - bolschoje Spassibo den Fotografen!

Auf Seite 5 und 6 kam (logischerweise), was sonst noch so vorlag. Kennt man. Wohltuend auch hier die Mitwirkung des Kreis-Ausländerbeauftragten. Unklar bleibt, weshalb das (notwendige!) Thema „Kreisjugendring“ weder Quelle noch Autor hat. Das unterlief auch auf Seite 3, ist dort jedoch zu verschmerzen, weil zu offensichtlich ein Bericht aus der „Werkstatt“ von MdL Kerstin Lauterbach.
Ausserhalb der Stahlstadt ein wenig schwer verständlich ist der Artikel „Quo Vadis Riesa“. Der Titel suggeriert in allgemeiner Richtigkeit, dass es für Riesa um „Alles oder Nichts“ geht - und dann wird der Leser mit auswärts mehr oder weniger unbekannten Namen und Abkürzungen konfrontiert. Kein Untertitel, keine Zwischenüberschrift nimmt den Leser orientierend bei der Hand. Die Botschaft, die ich entnommen habe, ist: „Anscheinend sind sie uneins - über irgend etwas.“ Im Blog http://riesalinks.blogspot.com wäre der Beitrag eher an die richtige Leser adressiert gewesen, aber was nicht ist ...

Zu bedauern ist m.E. der Verlust der Geburtstagsgrüße. Ob diese Kapitulation vor der schwindenden Kommunikationskraft der Parteibasis unvermeidlich war, kann ich nicht wissen. Die verbindende Wirkung gedruckter Namen, die man von früher kennt, ist nun dahin. Eine Seite mit solchen Sozialkontakten und von mir aus auch „Parteikram“ erträgt der kritischste Leser, wenn die Zeitung sonst gut ist. Die Terminseite (S. 8) ist übersichtlich und informativ. Nur der Brecht-Text hätte durch Einrücken optisch gewonnen.  Und der Rücktitel könnte Programmatischem zur Verfügung stehen. So mancher Leser beginnt von hinten. Aber alles kann man halt nicht haben.

Alles, was ich kritisiere, das kritisiere ich an einer insgesamt guten Ausgabe. Bisher rätselten viele Leser: „Was soll man da noch sagen?“  Jetzt gibt es etwas zu sagen. Und das ist doch gut so.

4 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, was soll das bedeuten? Auf welche Ebene der Auseinandersetzung , so es eine sein soll, sind wir hier heruntergekommen? Für mich ist das keine Kritik sondern ein Verriß an der Arbeit fleißiger und ehrenamtlich arbeitender Linker. So nicht! -hi-

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  2. Welche Absicht steckt hinter dieser Wortmeldung ?Mir erschließt sie sich nicht.

    SCHADE!Helmut

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  3. Soll das heißen, dass jeder, der es ehrlich meint und der fleißig arbeitet, außerhalb jeder Kritik stehen muss? Und gibt es nicht auch Kritik, die nicht angebracht oder falsch ist, und trotzdem ehrlich gemeint und fleißig erarbeitet wurde... Lasst uns kritisieren - aber fair. Und fair sein heißt für mich, dass man sich manchmal auch korrigieren kann.

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  4. Es scheint zu obiger Rezension abweichende Meinungen zu geben. Das ist aber auch das mindeste, was man in einer Demokratie verlangen sollte.

    Leider wurde bis jetzt keiner einzigen Aussage der Rezension konkret widersprochen - eine pauschale Ablehnung muss anscheinend genügen.

    Wurde die Zeitung vielleicht auch so undifferenziert getadelt - oder gelobt? Wie man lesen kann, sind einzelne Seiten sehr detailliert behandelt. Eben nicht "alles super" oder "alles Mist". Dieses Schwarz-Weiß-Denken erinnert mich doch sehr an Zeiten, wo zu geringe Lobhudelei bereits als staatsfeindliche Kritik am Politbüro verstanden wurde.

    Wenn jemand aber eine konkrete Aussage anders sieht, dann darf - ja soll - er/sie es hier sagen. Mit Sicherheit hilft es der Redaktion, verschiedene k o n k r e t e Sichtweisen zu erfahren.

    Über die Anonymität der bisherigen Kommentare will ich hinweg sehen. Ich weiß, dass es Manche/n schon große Überwindung kostet, sich überhaupt öffentlich zu äußern. Insofern danke ich allen Kommentatoren bis hier.

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