Tag der deutschen Einheit oder Tag der friedlichen Konterrevolution?
Dialogische Mitteilungen aus Wittenberg
Nr. 70 vom 3.10.2025
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Der 3. Oktober wird wieder als Tag der deutschen Einheit begangen. Wir sprachen darüber mit Herrn Heinz Weber1 von der DKP Torgau.
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DieEinsicht: Herr Weber, was halten Sie von dem heutigen Feiertag?
HerrWeber: Ich halte die Bezeichnung, Tag der deutschen Einheit, für falsch. Rechtlich handelte es sich um den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Art. 23 Grundgesetz alter Fassung, nicht um eine Vereinigung zweier souveräner Staaten auf Augenhöhe wie sie nach Art. 146 Grundgesetz alter Fassung vorgesehen war und eine neue Verfassung erfordert hätte.
DieEinsicht: Was folgt daraus?
HerrWeber: Daraus folgt logisch und faktisch, dass die Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik der DDR übergestülpt wurde
DieEinsicht: Hätte das verhindert werden können?
HerrWeber: Wenn man die klassenmäßigen Kräfteverhältnisse, die sich im Vorfeld der sogenannten Wiedervereinigung entwickelt hatten, berücksichtigt, wohl kaum. Die Arbeiterklasse, vertreten durch die SED, hatte ihre Hegemonie verloren. Sie war nicht mehr stark genug, sich den maßgeblich durch kirchliche Kreise unterstützten antisozialistischen Kräften entgegenzusetzen. Der SED kann gar nicht hoch genug angerechnet werden, dass sie es unterlassen hat, sich mit Gewalt an ihre Macht zu klammern. Dies hätte zu einem Blutbad geführt.
DieEinsicht: Damit hatte also die westdeutsche Monopolbourgeoisie einen epochalen geschichtlichen Erfolg errungen?
HerrWeber: So ist es. Daraus ergibt sich die schon oben erwähnte Folge, dass die Wirtschafts- und Rechtsordnung der BRD auf die DDR übertragen wurde.
DieEinsicht: Wäre es denn nicht möglich gewesen, das, was in der DDR gut war, auf die Bundesrepublik zu übernehmen?
HerrWeber: Theoretisch wäre das bei solchen Regelungen und Institutionen nicht möglich gewesen, die die Interessen der Monopolbourgeoisie berührt hätten. Ohne ideologische Verblendung hätte man dagegen beispielsweise auf die Idee kommen können, das Bildungs- oder das Gesundheitssystem der DDR zu übernehmen. Es wurde aber die Devise, ausgegeben, dass an der DDR war alles schlecht war, die die Medien bis heute beherrscht. Bis auf das Ampelmännchen und den grünen Pfeil hat sich diese allgemein durchgesetzt.
DieEinsicht: Besteht derzeit die Aussicht auf eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse in Deutschland?
HerrWeber: Damit sieht es zurzeit nicht gut aus. Schlimmer ist noch die Gefahr eines Kriegs mit Russland. Herr Merz hat gerade gesagt, wir hätten keinen Frieden mehr, aber auch keinen Krieg. Das wäre in logischer Hinsicht erläuterungsbedürftig. Man muss sich vor Augen halten, dass die Verneinung des Friedens der Krieg ist. Der Kampf für den Frieden, und zwar mit auch Russland und China und in Gaza, ist zurzeit wichtiger als der Kampf für den Sozialismus in Deutschland.
DieEinsicht: Herr Weber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Verantwortlich: Dr. Wilhelm Rettler, Bachstraße 22, 06886 Lutherstadt-Wittenberg, Druck: Eigendruck.
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