Herr Dr. iur. Rettler hat uns gebeten, eine Einsicht über den Stoizismus zu machen. Wir haben zwar keine Ahnung davon, kommen dem aber gerne nach.
DieEinsicht: Herr Rettler, woher nehmen Sie ihre Kenntnisse über den Stoizismus?
HerrRettler: Youtube hat mir in den letzten Tagen mehrere Videos zum Thema vorgeschlagen. Die habe ich mir teilweise angesehen bzw. angehört.
DieEinsicht: Worum geht es da?
HerrRettler: Ich verstehe den Stoizismus als eine Lehre vom besseren Verständnis von sich selbst und vom Umgang mit anderen Menschen.
DieEinsicht: Ist der Stoizismus auch eine politische Philosophie?
HerrRettler: Ich habe keine Stoiker gelesen, ich vermute aber, dass das nicht der Fall ist. Aber aus den Videos habe ich etwas mitgenommen, das ich für meine künftige Lebensführung verwenden möchte. Das betrifft insbesondere das Verhalten bei Streitigkeiten.
DieEinsicht: Was ist das?
HerrRettler: Immer ruhig und gelassen sein, man sagt auch stoisch. Das will ich versuchen. Obwohl ich mich mit diesem Verhalten in Widerspruch mit meinem Verhalten in jungen Jahren setze. Da war ich aufbrausend, ja beinahe jähzornig. Ich konnte mich unwahrscheinlich aufregen, wenn ich mich ungerecht behandelt fühlte. Ja, ich konnte sogar beleidigend werden. Der stoische Mensch verhält sich nicht so. Nachdem ich mich ein bisschen mit stoischem Verhalten befasst habe, finde ich, dass dieses besser ist als das Aufbrausende. Damit kann man nichts erreichen. Es ist nicht überzeugend und gegenüber dem Gegner und Dritten setzt man sich damit noch selber ins Unrecht.
Die Einsicht: Haben Sie schon eine Gelegenheit im Auge, bei der Sie das stoische Verhalten anwenden wollen?
HerrRettler: Demnächst ist wieder ein Treffen des Wittenberger Friedenskomitees, zu dem ich gehen will.
DieEinsicht: Aber Sie hatten doch erklärt, die Versammlungen dieser Organisation nicht mehr besuchen zu wollen.
HerrRettler: Ja, das hatte zwei Gründe. Zum ersten kam ein Mensch zu den Treffen, der mich fortgesetzt übelst beleidigte und persönlich für alle angeblichen und tatsächlichen Verbrechen des Kommunismus verantwortlich machte. Zugutehalten muss ich diesem Menschen, dass er am malignen Narzissmus leidet und man ihm deshalb sein Verhalten möglicherweise nicht als schuldhaft vorwerfen kann. Ich hatte jedenfalls gesagt, dass ich nicht mehr kommen wolle. Dann hieß es aus der Leitung, nun komme besagter Mensch nicht mehr. Daraufhin bin ich einmal wieder hingegangen. Dann musste ich der Mitteldeutschen Zeitung entnehmen, dass ein anderer Mensch sich im Gazakrieg auf die Seite Israels geschlagen und sich dafür auch noch auf das Alte Testament berufen hatte. Ich bin der Meinung, dass jemand, der solche Positionen vertritt, nicht in eine Friedensorganisation gehört. Damit konnte ich mich nicht durchsetzen.
DieEinsicht: Ja, wenn das so ist, dann können Sie doch wirklich nicht mehr im Komitee mitwirken.
HerrRettler: Konsequent ist es nicht, wenn ich wieder dahin gehe. Andererseits bin ich von mehreren Menschen mit einer untadeligen Friedensgesinnung gebeten worden, doch wieder zu kommen, man vermisse mich. Daraufhin habe ich mich entschlossen, an dem nächsten Treffen teilzunehmen.
DieEinsicht: Und wenn Sie dann wieder beleidigt werden und jemand den Völkermord im Gazastreifen rechtfertigt?
HerrRettler: Dann will versuchen, aus einer Haltung vollkommener Gelassenheit im Sinne der Stoa alle Angriffe schweigend von mir abprallen zu lassen. Ich bin mal gespannt, ob das geht. Es kann auch sein, dass die Versammlungsleitung interveniert. Das würde zu ihren Aufgaben gehören.
DieEinsicht: HerrRettler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Verantwortlich: Dr. Wilhelm Rettler, Bachstraße 22, 06886 Lutherstadt Wittenberg, Druck: Eigendruck. Änderungen verboten. Zuschriften und Bestellungen an whrettler@web.de. Kosten entstehen nicht.
Inzwischen wurde beim Kömmt Verlag durch Dr. Wilhelm Rettler die sehr interessante Sammlung "Einsicht(en)" veröffentlicht: "Juristische, sprachkritische, philosophische und politologische Analysen aktueller Geschehnisse aus den Jahren 2023 und 2024". Interessen dafür leite ich gern weiter.
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