Orientierung

Dienstag, 2. Juli 2024

Sine rhetorica, nulla victoria

Gerade im Wahlkampf: Ohne Rhetorik gibt es keine Sieg

Vor mehr als zwölf Jahren habe ich zwei Broschüren für das Kommunalpolitische Forum Sachsen verröffentlicht: "Selbstbewusster Redeauftritt. Rhetorik für KommunalpolitikerInnen". Das waren Begleithefte für die vielen Seminare, die ich mit Linken in allen Ecken Sachsens und darüber hinaus abgehalten habe. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe hinabgelaufen und DIE LINKE hat nicht nur rhetorische Probleme. Aber ich erinnere mich immer noch an eine Genossin, die meinte: "Für Rhetorik habe ich gerade keine Zeit - ich stehe im Wahlkampf".

O.k. Vielleicht hat sie es aber auch nur aus Spass gesagt. Fakt ist, dass jetzt eher kollektives Schweigen angesagt ist. Aber auch das ist ja Kommunikation, denn man kann nicht nicht kommunizieren, sobald man wahrgenommen wird. Und Wahrnehmungen sind auch die Parteiaustritte, die Abwanderungen zur BSW, die katastrophalen Wahlergebnisse und die Prognosen für die kommenden Wahlen, die ausbleibenden Mutmacher, die nichtbeantworteten E-Mails und das empfundene Weiter-so.

Sine rhetorica, nulla victoria. So hieß es schon bei den alten Lateinern. Ohne Rhetorik, d.h. eine bewusste und planmäßige Kommunikation, geht in der Öffentlichkeit gar nichts. DIE LINKE mag das offenbar nicht mehr so sehr, außer Gysi vielleicht, der ab und zu sogar Bücher darüber geschrieben hat wie z.B. "Was Politiker nicht sagen ... weil es um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht" oder "Freche Sprüche".

Ich bin beruflich nach wie vor mit der Rhetorik verbunden und lehre an der Hochschule in Dessau und an der Staatlichen Studienakademie in Dresden, nicht zuletzt weil es auch Spaß macht.
Zu Beginn dieser Woche habe ein Manuskript beendet mit dem Titel "Kleines Lehr- und Lernwörterbuch Rhetorische Kommunikation für SprecherInnen in Schule, Studium und beruflicher Praxis. Ein Sammelsurium zur Rhetorischen Kommunikation von A wie Aristoteles bis Z wie Zwischenruf". Und ich habe mich erst einmal bei einem Verlag. Bei der LINKEN hofft man eher auf "Victoria nulla rhetorica", oder?

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