Orientierung

Sonntag, 29. September 2019

Parrhesia - Free Speech - Redefreiheit

Lese- (und Rede-)empfehlung

Das gediegene Werk von über sechshundert Seiten kam 2017 auf den Büchermarkt. Der britische Historiker Timothy Garton Ash erhielt dafür den Internationalen Karlspreis. Redefreiheit ist grundlegendes Menschen- und Bürgerrecht. 

Weil ich demnächst wieder mein Seminar PR für Medieninformatiker starte, habe ich den schlicht wirkenden Band aus meinem Bücherschrank geholt, geblättert und meine Notizen gesichtet. 

Als im Alten Griechenland die Demokratie entstand, wurde die Rhetorik entwickelt, und deren unbedingte Orientierung an der Wahrheit wurde Parrhesia genannt. 
Die Redefreiheit gehört heute zu den wichtigsten Errungenschaften der modernen Demokratie im Digitalen Zeitalter. Denn noch nie konnten so viele Menschen ihre Meinungen auf so vielen Kanälen und in so großer Vielfalt global verbreiten. Die Freiheit des Geistes ist die menschliche Errungenschaft schlechthin. Aber das bringt auch viele Probleme mit sich. Deshalb muss es gerade auch ein grundlegendes Prinzip der Linken sein, freies Denken und freie Rede zu fördern.

Erik Satie (1866-1925) schrieb: "Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt."

Wir sollten uns deshalb auch immer die Frage stellen, wie unsere Partei DIE LINKE zur Entfaltung der Redefreiheit in dieser schwierigen Zeit beiträgt und wie sie in ihren eigenen Reihen entwickelt wird. Wer und wo sind unsere öffentlichen und geistvollen Redner?  Wer aus unseren Reihen schreibt auch in der bürgerlichen Presse Leserbriefe mit Grip? Nutzen wir das Internet umfassend für linke Posts und Kommentare?

Die letzten Wahlen in Sachsen haben gezeigt, dass DIE LINKE an Wählerzuspruch verloren hat. Für die öffentlichen Medien sind wir nicht mehr interessant genug. Selbst unsere besseren Redner wie Gysi und Wagenknecht haben längst an Attraktivität verloren. Und viele der "linken" Themen dieser Tage haben inzwischen andere (und ganz andere!) aufgegriffen. Letztens sagte mir ein Genosse, zu unserem Wahldebakel hätte vor allem beigetragen, dass wir zu viel über unsere internen Probleme in der Öffentlichkeit disputieren. Phhh! Also, ab in die Hinterzimmer? Maulkörbe für die ewigen Kritikaster? Reden ist Silber - Schweigen ist Gold? Sicher, es ist schlimm genug, dass an der Spitze der Partei in unvertretbarer Weise gestritten wird. Aber können wir denn unsere Probleme weg schweigen? 

G. Dietmar Rode
Blogger

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare sind das Salz in unserer Suppe.