Betrachtungen zur Auferstehung
von G. Dietmar Rode
Jeder Mensch konstruiert sich seine individuelle Welt durch
seine Wahrnehmungen. Und so scheint auch für jeden von uns nur das und in der
Weise zu existieren, ob und wie wir es wahrnehmen, d.h. sehen, hören und praktisch
erleben. Was sich von unseren Sinnesorganen unberührt abspielt, erscheint uns
als nicht existent. Und auch das, was wir sinnlich erkennen, kann für jeden
mehr oder weniger unterschiedlich sein.
Dieses Phänomen, das die Wissenschaft Konstruktivismus
nennt, spielt sich natürlich auch in den sozialen Ereignissen und Beziehungen
ab. Ich entwickle von mir ein Selbstbild. Andere Menschen nehme ich anders
wahr, und so entstehen viele Fremdbilder durch mich ihnen und durch sie auch
von mir. Auch Ereignisse, z.B. Bundestagswahlen oder Osterfeierlichkeiten, erlebt
jeder anders, oft aber auch so ähnlich wie andere.
Als Linker mache ich mir so auch mein Bild von der Partei
DIE LINKE. Ich habe Erwartungen gehabt, die sich mit der Zeit auch verändert
haben mögen. Ich erlebe das Wirken der Partei auf den unterschiedlichen Ebenen
und zu ganz verschiedenen Anlässen. Und ich bringe mich auf meine ganz eigenen Weise
ein oder halte mich abseits. So haben 9,2% der Wähler 2017 DIE LINKE in den
Bundestag gewählt. Und ich bin gespannt, wie das so entstehende Außenbild der
LINKEN zu den Landtagswahlen im nächsten Jahr aussehen wird.
Vor ein paar Jahren (2012) war die Bundestagsfraktion der
LINKEN auf die originelle Idee gekommen, ein öffentliches Bild von der Partei durch
einem Außenstehenden skizzieren zu lassen. Der STERN-Journalist Hans-Ulrich
Jörges war in eine Klausur-Beratung eingeladen worden. Seine fünf Thesen lauteten
damals verkürzt: DIE LINKE
- ist unsolidarisch,
- scheut die Demokratie,
- kommuniziert auf
Steinzeitniveau und lässt keine Interaktivität zu,
- ist bei keinem ihr
zustehendem Thema mehr Meinungsführer,
- praktiziert keine
Alternativen, wo sie es könnte.
(Der ausführliche Text ist über diesen Link zu lesen: http://kreis-meissen-von-links.blogspot.de/2012/01/die-linke-selbstbild-fremdbild-abgleich.html#links)
Das klingt natürlich ziemlich hart und wird manchem ehrlich
gestimmten Linken sehr weh getan haben. Aber gab es Reaktionen? Kaum! Auch mein
Aufruf, in der Kreisorganisation Meißen darüber zu diskutieren, blieb unerwidert. Doch selbst dann, wenn alles von Jörges erstunken und erlogen gewesen
wäre, hätte man sich intensiv damit beschäftigen müssen. Das Schlimme: es war
weder erstunken, noch erlogen - es war die ehrliche Meinung zur Wahrnehmung eines Außenstehenden!
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick/Foto: Rode |
Was hat sich seitdem geändert? Ich betrachte mal nur die
Kreisebene, und das als Außenstehender. DIE LINKE läuft Gefahr, hier weiter in
die Bedeutungslosigkeit abzusinken. Äußerungen zu den heiklen Themen der
Kommunalpolitik sind sehr selten – von Ausnahmen (z.B. Großenhain, Meißen) abgesehen. Den Querelen auf Bundesebene steht die Basis
hilflos gegenüber. Dem Rechtstrend wird in der Öffentlichkeit kaum etwas entgegengesetzt.
Diskussionen finden bestenfalls in den Hinterzimmern statt. Leserbriefe Linker sind in den öffentlichen Zeitungen kaum zu finden. Die bestehenden
Möglichkeiten durch digitale Medien werden viel zu selten genutzt – streitbare Beiträge
und mutige Kommentare bleiben in der Regel aus. Kritiken werden ignoriert.
Zu hart? Aber fair. Ich wäre glücklich, wenn ich davon überzeugt
würde, dass ich falsch liege. Der Landesvorstand hat festgestellt, dass wir an uns arbeiten müssen. Dann machen wir es doch endlich! Es ist Frühling. Auferstehung ist angesagt!
G. Dietmar Rode
Blogger
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