Orientierung

Dienstag, 3. April 2018

Von innen und von außen betrachtet

DIE LINKE braucht den Frühling


Betrachtungen zur Auferstehung
von G. Dietmar Rode

Jeder Mensch konstruiert sich seine individuelle Welt durch seine Wahrnehmungen. Und so scheint auch für jeden von uns nur das und in der Weise zu existieren, ob und wie wir es wahrnehmen, d.h. sehen, hören und praktisch erleben. Was sich von unseren Sinnesorganen unberührt abspielt, erscheint uns als nicht existent. Und auch das, was wir sinnlich erkennen, kann für jeden mehr oder weniger unterschiedlich sein.

Dieses Phänomen, das die Wissenschaft Konstruktivismus nennt, spielt sich natürlich auch in den sozialen Ereignissen und Beziehungen ab. Ich entwickle von mir ein Selbstbild. Andere Menschen nehme ich anders wahr, und so entstehen viele Fremdbilder durch mich ihnen und durch sie auch von mir. Auch Ereignisse, z.B. Bundestagswahlen oder Osterfeierlichkeiten, erlebt jeder anders, oft aber auch so ähnlich wie andere.

Als Linker mache ich mir so auch mein Bild von der Partei DIE LINKE. Ich habe Erwartungen gehabt, die sich mit der Zeit auch verändert haben mögen. Ich erlebe das Wirken der Partei auf den unterschiedlichen Ebenen und zu ganz verschiedenen Anlässen. Und ich bringe mich auf meine ganz eigenen Weise ein oder halte mich abseits. So haben 9,2% der Wähler 2017 DIE LINKE in den Bundestag gewählt. Und ich bin gespannt, wie das so entstehende Außenbild der LINKEN zu den Landtagswahlen im nächsten Jahr aussehen wird.

Vor ein paar Jahren (2012) war die Bundestagsfraktion der LINKEN auf die originelle Idee gekommen, ein öffentliches Bild von der Partei durch einem Außenstehenden skizzieren zu lassen. Der STERN-Journalist Hans-Ulrich Jörges war in eine Klausur-Beratung eingeladen worden. Seine fünf Thesen lauteten damals verkürzt: DIE LINKE
- ist unsolidarisch,
- scheut die Demokratie,
- kommuniziert auf Steinzeitniveau und lässt keine Interaktivität zu,
- ist bei keinem ihr zustehendem Thema mehr Meinungsführer,
- praktiziert keine Alternativen, wo sie es könnte.


Das klingt natürlich ziemlich hart und wird manchem ehrlich gestimmten Linken sehr weh getan haben. Aber gab es Reaktionen? Kaum! Auch mein Aufruf, in der Kreisorganisation Meißen darüber zu diskutieren, blieb unerwidert. Doch selbst dann, wenn alles von Jörges erstunken und erlogen gewesen wäre, hätte man sich intensiv damit beschäftigen müssen. Das Schlimme: es war weder erstunken, noch erlogen - es war die ehrliche Meinung zur Wahrnehmung eines Außenstehenden!

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick/Foto: Rode
Was hat sich seitdem geändert? Ich betrachte mal nur die Kreisebene, und das als Außenstehender. DIE LINKE läuft Gefahr, hier weiter in die Bedeutungslosigkeit abzusinken. Äußerungen zu den heiklen Themen der Kommunalpolitik sind sehr selten – von Ausnahmen (z.B. Großenhain, Meißen) abgesehen.  Den Querelen auf Bundesebene steht die Basis hilflos gegenüber. Dem Rechtstrend wird in der Öffentlichkeit kaum etwas entgegengesetzt. Diskussionen finden bestenfalls in den Hinterzimmern statt. Leserbriefe Linker sind in den öffentlichen Zeitungen kaum zu finden. Die bestehenden Möglichkeiten durch digitale Medien werden viel zu selten genutzt – streitbare Beiträge und mutige Kommentare bleiben in der Regel aus. Kritiken werden ignoriert.

Zu hart? Aber fair. Ich wäre glücklich, wenn ich davon überzeugt würde, dass ich falsch liege. Der Landesvorstand hat festgestellt, dass wir an uns arbeiten müssen. Dann machen wir es doch endlich! Es ist Frühling. Auferstehung ist angesagt!

G. Dietmar Rode
Blogger

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