Orientierung

Donnerstag, 10. August 2017

Personalpolitik der Kultusministerin zehrt an Substanz der Schulen in Sachsen – „Unterrichtsgarantie“ unrealistisch

Zur Pressekonferenz der Kultusministerin zum Start in das Schuljahr 2017/ 2018 in Sachsen

Cornelia Falken
Bildungspolitische Sprecherin 
der Fraktion DIE LINKE

Die Personalpolitik der Kultusministerin geht mittlerweile an die Substanz. Die Informationen aus dem Kultusministerium belegen eine nun schon Jahre andauernde Tendenz, den Unterricht in den Schulen trotz einer gegebenen „Unterrichtsgarantie“ nicht absichern zu können. Jetzt rächen sich die Versäumnisse der vergangenen Jahre. Die Ministerin entschuldigt sich für den verspäteten Ausbau der Kapazitäten für Lehramtsstudierende. Sie ignoriert, dass DIE LINKE schon 2011 in einem Antrag: „Lehrernotstand abwenden“ ein „Sofortprogramm Qualifizierten Lehrernachwuchs für Sachsen gewinnen‘“ (Parlaments-Drucksache 5/5584) gefordert hatte. Das Personalproblem und wie es zu lösen ist, war also lange bekannt. Und die Behauptung, „die Staatsregierung habe aus den Fehlern gelernt“, ist eine Beschönigung. Zutreffender wäre es, davon zu sprechen, dass Not erfinderisch macht.

Dementsprechend sehen die Maßnahmen aus. Das Kultusministerium mobilisiert die letzten Reserven: „Lehrer im Ruhestand“ werden als Honorarkräfte angestellt und Lehrkräfte gefragt, ob sie über ihr Stundendeputat hinaus unterrichten. Kurzfristig sollen die Seiteneinsteiger die Unterrichtsversorgung absichern helfen. Ihr Anteil an den Einstellungen beträgt mittlerweile mehr als die Hälfte, genau 52 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 48 Prozent. Im Grundschulbereich kommen die Seiteneinsteiger gar auf 66 Prozent und in der Oberschule auf 60 Prozent. Eine Erweiterung des Personenkreises, der für eine Einstellung als Seiteneinsteiger in Frage kommt, hat die Kultusministerin schon angekündigt.

Die Belastung der Grundschullehrerinnen steigt enorm. Sie müssen neben den Seiteneinsteigern auch den Gymnasiallehrerinnen und –lehren im Schulalltag der Grundschulen und in der Unterrichtspraxis zur Seite stehen. Dennoch müssen sie mit ansehen, wie die Gymnasiallehrer finanziell besser dastehen als sie selbst. Längerfristig sollen eine Entschlackung der Lehrpläne und eine Änderung der Stundentafel zu einer Entspannung der Personalsituation in den Schulen beitragen.

Eltern und Schüler werden sich von der Vorstellung verabschieden müssen, nicht ständig um die nötigen Ressourcen für einen guten Unterricht bangen  zu müssen und „keine vollgestopften Schulen und keine Klassenzimmer, die aus den Nähten platzen“, vorzufinden. Eine Entspannung der Lage stellt die Kultusministerin „frühestens in zwei bis drei Jahren“ in Aussicht. Doch auch diese Aussage ist mehr Hoffnung als Gewissheit.

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