Orientierung

Freitag, 20. November 2015

Wer ist denn der Jens?

Der neue Rednertyp bei öffentlichen Protestveranstaltungen?

In Coswig habe ich ihn in dieser Woche wieder erlebt - den "Jens" -  vom "Heimatschutz". Unter diesem oder einem ähnlichen Namen stellt er sich vor und redet dann vor dem "Volk". Viel zu laut, mit überschnappender Stimme und überzogener Intonation müht er sich am Mikrofon. So ähnlich stelle ich mir Hassprediger vor. Bei jedem einsetzendem Jubel einiger Claqueurs läßt er sich kurz und wohlwollend unterbrechen, um danach um so engagierter fortzusetzen. Da fallen dann auch schon einige derbe Verbalinjurien. Und die Masse murrt und meckert mit. Dabei ist die scheinbare Eloquenz solcher ansonsten völlig unbedeutender Leute wie Jens nur zu leicht zu entlarven. Hier geht es nicht um klare Inhalte und tatsächliche Lösungen. Sie brauchen nur einen erhöhten Standpunkt, die schlechte Akustik eines öffentlichen Platzes und ein paar Mitrufer. Kampferprobte Fans aus dem Dynamo-K-Block dürften nur ein müdes Lächeln dafür aufbringen.

Die wenigsten der Anwesenden hören wohl wirklich auf den Inhalt, ansonsten käme ein Fremdschämen auf. Das Schema ist immer das gleiche:

1. Bekenntnis: Ich bin einer von Euch! Ich wohne schon 30 Jahre hier! Und das lassen wir uns nicht verbieten! Wir sind nämlich das Volk! Und wir sind weder Rechtsradikale noch Nazis! Wir sind ganz normale Bürger! (Nozis?)

2. Feindbild: Da ist zuerst die vorherrschende Politik mit ihren Volksverrätern, die Lügenpresse und alle diejenigen, die Deutschland bestehlen wollen. Die müssen weg! Alles muss besser werden - alles! Egal wie!

3. Appell: Widerstand! Gegen Islamisierung! Gegen diese Fremden mit ihrer Unkultur! Gegen die Wirtschaftsasylanten, die uns alles wegnehmen wollen! Sollen die doch ihre Kriege zu Hause machen! Wir wollen keine Moschee in unserem Dorf! Und keine GEZ!

4. Beispiele: Keine Vergewaltigung unserer Frauen und Mädchen durch diese Ausländer! Keine Einbrüche, Diebstähle und Überfälle. Als ob wir davon nicht selber schon genug hätten!

5. Forderungen: Macht alle Grenzen dicht! Schützt die Heimat! Deutschland den guten Deutschen. Die Betrüger sollen alle draußen bleiben! Und kein Import von Terroristen und Hasspredigern!

Foto: Rode
Am Schluss geht man dann gemeinsam spazieren: die vielen Mutigen hinter dem schwarz-weiß-roten Plakat, und die Vertreter der NPD fröhlich mittendrin. Auch wenn manche "Normalbürger" tatsächlich die Angst und die Verunsicherung auf die Straße getrieben hat, sollte doch klar sein: Wer mit den räudigen Wölfen heult, wird meistens auch als Wolf gesehen...

Wer dem "Jens" applaudiert, sollte besser zuhören und nachdenken.

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