Orientierung

Samstag, 9. November 2013

Vor 75 Jahren: "Reichskristallnacht"

Nie vergessen!

Der Meißner Stadrat der LINKEN Andeas Graff macht auf die Aktion Stolpersteine aufmerksam.



Am Sonnabend, dem 9. November jährte sich zum 75sten Mal die Progromnacht. Der mörderische nationalsozialistische Feldzug zur Vernichtung menschliches Leben betraf auch jüdische Meißner. Bekannt ist, dass achtzig jüdische Menschen gedemütigt, misshandelt, geschändet und zu Tote gequält wurden. 

An diesem gedenkwürdigen Sonnabend 2013 hingen über der schönen, mehr als 1000 jährigen Stadt dicke, schwarze Wolken. Die Albrechtsburg mit ihrem Dom und die zu Füßen liegende Stadt strahlten etwas Schönes, Besinnliches aus: Wir leben doch in einem so schönen, friedlichen Land. Und mir schien es, in Anbetracht des historischen Tages, als würde die Natur ein Zeichen der Trauer und Mahnung setzen wollen: 

Vergesst nicht, dass nationalsozialistische Ideologie und Diktatur alles und jeden vernichten können. Menschenleben sind nichts. Mensch? - das Deutsche und der echte Germane stehen über allem und sollen gegebenenfalls für die Eroberung der Welt sterben, und dies mit Freude und Stolz. Antisemitismus und Rassenhass förderten den völkerfeindlichen Nationalsozialismus, der in wenigen Jahren Größenwahn und Tötungsrecht in bisher nicht gekannten Dimensionen gebar. Durch Schüren von Hass auf Fremdes und durch die Göbbels` Propaganda des Weltherrschaftsanspruches beförderten die Nazis das Mitmachen, dass Wegsehen. Jedoch das alles vermochte es nicht, bei allen Deutschen menschliches Gefühl und Widerstand zu ersticken. Allerdings wird durch das Bewusstsein des verursachten menschlichen Unglücks und Leids, dass auch ein Schuldgefühl noch über Generationen nachlebt. Unverkennbar ist, dass mit Bildung, Wissen und Kenntnis über Vergangenes ein Zuwachs an menschlicher Eigenverantwortung zur Erhellung des Schattens der Vergangenheit und eine gewachsene Zivilcourage entstanden sind.

All das bewegte wohl jene, die des jüdischen Leben in Meißen gedachten. In zwei Gruppen von Meißnern und Gästen besuchten sie, geleitet von Frau Walfriede Hartmann und Frau Sabrina Fichter von der Initiative „Stolpersteine“, die letzten Wohnorte von jüdischen Meißnern, welche von Nazibanden geschändet und ermordet wurden. Ein solches Gedenken war auch Gegenstand des ökumenischen Gottesdienst, welcher im Dom zu Meißen mit weit über 100 Teilnehmern stattfand. Sie stellten sich beeindruckend der Verantwortung für die Lehren aus der Vergangenheit. Glauben, Offenheit und auch das Ausleben der christlichen Werte sind Kraftspender gegen das Schweigen und das Verdrängen.

Sabrina Fichter berichtet über die schändliche Tat, als nach der Progromnacht Natizbanden sechs jüdische Männer frühmorgens auf den Markt getrieben und als "Unmenschen" zur Schau gestellt wurden. Durch Aufgeputschte getreten und bespuckt wurden sie in den Nachmittagsstunden zum Amtsgericht getrieben.

Andreas Graff, Mitglied der Initiative Stolpersteine

1 Kommentar:

  1. Ort, Zeit und Bedingungen sind unterschiedlich. Und trotzdem erinnert mich das Gedenken an die Reichskristallnacht auch an Aktuelles im heutigen Sachsen. Die Fernsehaufzeichnungen aus Schneeberg lassen mich erschaudern. Neid, Geiz und Hass auf die Anderen, die Fremden bestimmen heute wie damals das Denken von "ganz normalen" Leuten, die glauben, gute Deutsche zu sein, und die sich von den Nazis damit einfangen lassen. Da geifert eine einfache Schneebergerin vor der Kamera, "denen" würde alles in den Hals gestopft, "die" brauchten nichts zu bezahlen, und wer bezahle ihre Miete? Gefühlslosigkeit! Unwissenheit! Das gleiche Denkschema: Die anderen kriegen alles, und ich nichts! Vor 75 Jahren wurden die Juden für alles schuldig gesprochen, während es den "guten" Deutschen so schlecht ging. Und heute sind es die "Asylanten", die uns die Wurst von der Schnitte nehmen! Pfui! Ich würde mich schämen, so ein Deutscher zu sein!

    Jo Rozynski

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