Orientierung

Freitag, 11. Oktober 2013

Keine Chancengleichheit im Schulsystem

Dr. Dietmar Pellmann und Cornelia Falken äußern sich über das sächsische Bildungswesen
  

Auf der Pressekonferenz „Chancengleichheit im sächsischen Bildungswesen trotz wachsender sozialer Ungleichheit?“ im Zusammenhang mit der 7. Armutskonferenz der Linksfraktion im Landtag, die morgen in Leipzig stattfindet, stellt die Fraktion eine Broschüre vor, mit der Ergebnisse der Großen Anfrage „Chancengleichheit in der frühkindlichen, vorschulischen und schulischen Bildung Sachsens“ (Drucksache 5/12366) ausgewertet werden.

Auch unsere Kreistagsfraktion wendet sich verstärkt schul- und bildungspolitischen Fragen zu und wird im November in Riesa ein öffentliches Forum dazu durchführen. Dazu können wir uns inzwischen auf umfangreiche Aktivitäten unserer Landtagsfraktion stützen.


Dazu erklärt Dr. Dietmar Pellmann, Autor und sozialpolitischer Sprecher der Fraktion:

Zwischen Armut und Bildung besteht ein unmittelbarer Zusammenhang. Seit 2005 hat sich die Armutsquote bei den unter 18-Jährigen kaum verändert und lag 2011 bei 26,4 Prozent bei einer allgemeinen Armutsquote von 19,6 Prozent. Bei den 18- bis 25-Jährigen war sie sogar auf 33,6 Prozent angestiegen. Das spricht für die Reproduktion von Kinder- in Jugendarmut und belegt, dass das sächsische Bildungswesen eben keine Chancengleichheit bietet. Obwohl selbst hohe Qualifikation nicht automatisch vor Armut schützt, vermindert sie jedoch das Risiko prekärer Lebensverhältnisse erheblich. Von den niedrig Qualifizierten waren 2011 in Sachsen 46 Prozent arm, während es bei Hochqualifizierten lediglich 7,8 Prozent waren.
Bei den Schuleintrittsuntersuchungen konnten sachsenweit lediglich 40 Prozent der Kinder einen vollständigen gesundheitlichen Vorsorgestatus nachweisen und auch die Durchimpfungsrate erwies sich mit etwa zwei Dritteln als relativ niedrig. Obwohl seit 20020/2003 die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Primarbereich um 24 Prozent zugenommen hatte, ging die Zahl der Grundschulen um weitere 64 zurück, während sich der Anteil der Kinder in Privatschulen mehr als verdoppelte. Im Schuljahr 2012/2013 waren 5 Prozent der Einzuschulenden vorher zurückgestellt worden. Innerhalb von 10 Jahren hatte sich die Zahl der an Förderschulen Eingeschulten um 40 Prozent erhöht, was im vergangenen Schuljahr einem Anteil von 4 Prozent der Kinder dieses Jahrgangs ausmachte.

Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Cornelia Falken, fügt hinzu:

Das Schulsterben setzte sich in den vergangenen zehn Jahren auch im Sekundarbereich fort. Allein im Sekundarbereich I wurde ein Drittel der Schulen geschlossen. Zugleich wuchs der Anteil der Schülerinnen und Schüler an Schulen in freier Trägerschaft sprunghaft auf einen Anteil von 10 Prozent an. Das letzte Jahrzehnt war damit in Sachsen das Jahrzehnt des Vormarsches der Privatschulen. Mit dieser Quote liegt Sachsen an der Spitze der neuen Bundesländer und wird bundesweit nur leicht von Bayern und NRW übertroffen. Da Privatschulen Schulgeld erheben, ist der Zugang für viele Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen versperrt.
DIE LINKE hält strikt an ihrer Forderung nach längerem gemeinsamem Lernen fest und ist daher gegen das mehrgliedrige sächsische Schulsystem, weil dieses den Bildungsweg von Kindern viel zu früh bestimmt, was mit Chancengleichheit nicht vereinbar ist.

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