Orientierung

Samstag, 10. August 2013

Interview mit Stadträtin der LINKEN im Radebeuler Amtsblatt

Foto: Rode
Frauen in der Kommunalpolitik - Stadträtinnen der Fraktionen kommen zu Wort

Name der Stadträtin: Claudia Jobst
Seit wann als Stadträtin tätig: seit 2004

Kommunalpolitik ist sehr männerdominant. Was hat Sie dazu bewogen, für Ihre Kommune aktiv zu werden? Gab es eine bestimmte Situation oder einen Auslöser, der Ihnen dazu einen Anstoß gab?

Zu meiner Schulzeit war ich regelmäßig in einem Jugendhaus in Dresden. Dies stand 2002 kurz vor der Schließung. Ich protestierte dagegen und wir hatten Erfolg. Ich merkte, dass ich mit meinem Engagement tatsächlich Einfluss auf die Politik der Kommune haben kann.

Warum sollten mehr Frauen kommunalpolitisch tätig sein?

Es gibt in Bezug auf Frauen sicherlich kommunalpolitische Fragen, die sie besonders treffen. Kita-Planungen in einer Gesellschaft, in der Kinderbetreuung immer noch fast ausschließlich Frauen übertragen wird, Kosten der Unterkunft in einer Gesellschaft, wo insbesondere Frauen von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen sind und noch viel mehr – das sind alles kommunalpolitische Themen, die auch von Frauen mitbestimmt werden sollen!


Haben Frauen den längeren Atem?

Politik ist immer noch ein männerdominiertes Feld. Oft existiert der Eindruck, Frauen wären auf unteren Ebenen stärker repräsentiert und männliche Alpha-Tiere bewegten sich vor allem auf Landes- und Bundesebene. Das ist ein Irrtum. Auch auf kommunaler Ebene scheinen es Frauen schwerer zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Schon allein deshalb brauchen sie offenkundig einen längeren Atem.

Würden Sie der Aussage zustimmen: Frauen sind »Kommunikationsexpertinnen«?

Frauen kommunizieren tatsächlich anders als Männer. Dabei werden Entscheidungen gefällt, die auf Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Vergangenheit basieren. Frauen achten darauf, ein Miteinander und weniger ein Gegeneinander zu erzeugen. Frauen haben vor allem oft die Erfahrung von Diskriminierung gemacht und können sich somit besser in andere Arten von Benachteiligungen hineinversetzen.

Was war bzw. ist für Sie die größte Herausforderung als Stadträtin? Was bewegt Sie? Was haben Sie bewegt?

In den letzten zehn Jahren hat sich viel in der Stadt bewegt – die Kita-Landschaft wurde enorm erweitert. Nun gilt es, einen ähnlichen positiven Effekt bezüglich der Schulen zu erzielen. Mit der Aufstellung des Schulnetzplanes ist ein erster Schritt getan. Wichtig ist es natürlich auch, dafür zu streiten, Politik für junge Menschen und auch für Frauen zu machen. Eine Idee dazu war, einen Jugendstadtrat aufzubauen. Dies hat letztendlich nur für eine kurze Zeit funktioniert, da das Verantwortungsbewusstsein für dieses Gremium unterschiedlich war.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft, wenn es um die Geschlechtergerechtigkeit der Zusammensetzung der Kommunalparlamente geht?

Es wäre schön, wenn die Parteien sich vehement dafür einsetzen, die Listen der Kandidaten und Kandidatinnen quotiert aufzustellen. Und ich wünsche mir natürlich nicht nur eine entsprechende Zusammensetzung, sondern auch eine Politik, die die spezifische Situation von Frauen stärker in den Blick nimmt.

Am Ende würde ich ein abschließendes Statement zulassen …

Ich finde es gut, dass sich die Fragen an die Kommunalpolitik so explizit auch mit frauenspezifischen Themen auseinandersetzen. Noch besser fände ich, wenn es für solch ein Interview gar keine Veranlassung mehr gäbe.

Ute Wendt, Gleichstellungsbeauftragte
Quelle: Radebeuler Stadtanzeiger, August 2013

Claudi meint: Engagement ist wichtig und zahlt sich aus. Zum erschienenen Interview bitte hier anklicken und auf Seite 

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