Name der Stadträtin: Claudia Jobst
Seit wann als Stadträtin tätig: seit 2004
Kommunalpolitik ist sehr
männerdominant. Was hat Sie dazu bewogen, für Ihre Kommune aktiv zu werden? Gab
es eine bestimmte Situation oder einen Auslöser, der Ihnen dazu einen Anstoß
gab?
Zu meiner Schulzeit
war ich regelmäßig in einem Jugendhaus in Dresden. Dies stand 2002 kurz vor der
Schließung. Ich protestierte dagegen und wir hatten Erfolg. Ich merkte, dass ich
mit meinem Engagement tatsächlich Einfluss auf die Politik der Kommune haben
kann.
Warum sollten mehr
Frauen kommunalpolitisch tätig sein?
Es gibt in Bezug auf
Frauen sicherlich kommunalpolitische Fragen, die sie besonders treffen.
Kita-Planungen in einer Gesellschaft, in der Kinderbetreuung immer noch fast
ausschließlich Frauen übertragen wird, Kosten der Unterkunft in einer
Gesellschaft, wo insbesondere Frauen von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen
sind und noch viel mehr – das sind alles kommunalpolitische Themen, die auch
von Frauen mitbestimmt werden sollen!
Haben Frauen den
längeren Atem?
Politik ist immer noch
ein männerdominiertes Feld. Oft existiert der Eindruck, Frauen wären auf
unteren Ebenen stärker repräsentiert und männliche Alpha-Tiere bewegten sich vor
allem auf Landes- und Bundesebene. Das ist ein Irrtum. Auch auf kommunaler
Ebene scheinen es Frauen schwerer zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Schon
allein deshalb brauchen sie offenkundig einen längeren Atem.
Würden Sie der
Aussage zustimmen: Frauen sind »Kommunikationsexpertinnen«?
Frauen kommunizieren
tatsächlich anders als Männer. Dabei werden Entscheidungen gefällt, die auf
Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Vergangenheit basieren. Frauen achten
darauf, ein Miteinander und weniger ein Gegeneinander zu erzeugen. Frauen haben
vor allem oft die Erfahrung von Diskriminierung gemacht und können sich somit
besser in andere Arten von Benachteiligungen hineinversetzen.
Was war bzw. ist für
Sie die größte Herausforderung als Stadträtin? Was bewegt Sie? Was haben Sie
bewegt?
In den letzten zehn
Jahren hat sich viel in der Stadt bewegt – die Kita-Landschaft wurde enorm
erweitert. Nun gilt es, einen ähnlichen positiven Effekt bezüglich der Schulen
zu erzielen. Mit der Aufstellung des Schulnetzplanes ist ein erster Schritt
getan. Wichtig ist es natürlich auch, dafür zu streiten, Politik für junge
Menschen und auch für Frauen zu machen. Eine Idee dazu war, einen Jugendstadtrat
aufzubauen. Dies hat letztendlich nur für eine kurze Zeit funktioniert, da das Verantwortungsbewusstsein
für dieses Gremium unterschiedlich war.
Was wünschen Sie sich
für die Zukunft, wenn es um die Geschlechtergerechtigkeit der Zusammensetzung
der Kommunalparlamente geht?
Es wäre schön, wenn die Parteien sich vehement dafür
einsetzen, die Listen der Kandidaten und Kandidatinnen quotiert aufzustellen. Und
ich wünsche mir natürlich nicht nur eine entsprechende Zusammensetzung, sondern
auch eine Politik, die die spezifische Situation von Frauen stärker in den
Blick nimmt.
Am Ende würde ich ein
abschließendes Statement zulassen …
Ich finde es gut, dass sich die Fragen an die Kommunalpolitik
so explizit auch mit frauenspezifischen Themen auseinandersetzen. Noch besser
fände ich, wenn es für solch ein Interview gar keine Veranlassung mehr gäbe.
Ute Wendt, Gleichstellungsbeauftragte
Quelle: Radebeuler Stadtanzeiger, August 2013
Claudi meint: Engagement ist wichtig und zahlt sich aus. Zum erschienenen Interview bitte hier anklicken und auf Seite
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare sind das Salz in unserer Suppe.