Leserbrief von
Stadtrat Andreas Graff (DIE LINKE)
Andreas Graff Foto: Rode |
Weshalb? Warum? Was sind die unerklärlichen Motive von Herrn Tallacker? Alles das und mehr geht einen durch den Kopf, wenn man durch die Presse erfährt, dass ein Stadtratskollege sich rassistisch im Facebook schriftlich artikuliert hat. Ja, wie ist denn so etwas möglich, dass man im Facebooker –Dialog sich zu kurzen menschenverachteten Äußerungen gegenüber Anderslebenden und Nichtdeutschen hinreißen lässt. Wie lange schon hat sich das gerade bei einem Christdemokraten im Denken fest gemacht? Aus eigenen Erfahrungen meiner politischen Arbeit weiß ich, dass es schnelle und oft unüberlegte Vorbehalte gegenüber Menschen gibt, die aus anderen Kulturen kommen. Unwissen, Nachsprechen oder weghören bei schlechten Witzen oder gar über diese zu Lachen ohne das einer ein Stoppsignal setzt, ist leider noch im Alltag anzutreffen. Wer erlebte das schon nicht einmal. Auch ich habe mich schon über das Weg- oder Überhören geschämt. Nun muss ich, und das tue ich auch aus tiefster Überzeugung und Verantwortung, mich mit einem Stadtratskollegen auseinandersetzen, mich von seinen menschen-verachteten Äußerungen distanzieren. Auch distanziere ich mich von getroffenen Formulierungen in der SZ, dass Herr Tallacker auf einen Bild eine schwarze Brille trägt „und aussieht als würde er die Zähne fletschen…“. Nein, das ist nicht unser demokratischer Stil in der politischen Auseinandersetzung und das widerspricht auch unserer huma-nistischen menschenachtenden Sprachauswahl. Aber wo liegt im Besonderen mein Schmerz, den ich bestimmt nicht allein in mir trage: Über vier Jahre habe ich Thomas Tallacker in seiner Stadtratsarbeit kennengelernt. Aufgeweckt, freundlich, kritisch und hilfsbereit ist er mir begegnet. Letzteres ist mir ohne Übertreibung besonders aufgefallen. Mit seiner Familie war er während des Hochwassers unterwegs. Er hat uneigennützig Hilfebedürftigen von früh bis spät abends geholfen. Nachweislich hat er drei ausländischen Gewerbetreibenden geholfen. Ich habe zu ihm aufgeblickt. Das ist nicht vergessen. Auch war er es, der der Initiative „ Buntes Meißen“ half, als er uns auf den Elbwiesen mit einem Notstromaggregat kostenlos aushalf. Er war unter uns auf den Elbwiesen und damit auf der richtigen Seite. Also ein Mitverhinderer des Treffens der Reichsbürger. Nun der Widerspruch, das Unbegreifliche ein nichtverarbeitender Vorbehalt- eine ungenügende Verinnerlichung der Achtung von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen, die Asyl in Deutschland bekamen und eine neue Heimat fanden. Er traf nicht nur für sich eine folgerichtige Entscheidung, als er das hohe Ehrenamt Stadtrat niederlegte. So wendet er auch Schaden von der Stadt und geht auf grundlegende Distanz und Abgrenzung zur NPD.
Andreas Graff
Vgl. auch Sächsische Zeitung, 13. August 2013, S. 15
Anmerkung: Das höhnische Angebot der NPD an Tallacker, ihr Parteibuch entgegen zu nehmen, zeigt die Brisanz solcher Äußerungen.
Hallo, Sigmund Freud lässt grüßen. Da kommt Herrn Tallackers Unterbewusstes zum Vorschein, das, was er wirklich tief im Innersten denkt. Hat ein Schnäpschen zu viel die Bremse gelöst?
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