Orientierung

Freitag, 10. Mai 2013

Unmenschlichkeit beginnt mit dem Kampf gegen menschliche Vernunft

Bücherverbrennung_1933/
Otto Gerhausen (1818-1936)
(übernommen von wikipedia)
Liste der verbrannten Bücher 
des 10. Mai 1933

Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam es im März im Zuge einer „Aktion wider den undeutschen Geist“ zu einer organisierten und systematisch vorbereiteten Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller. Dabei handelte es sich um eine von der Deutschen Studentenschaft geplanten und durchgeführten Aktion unter Führung eines Mitglieds des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB). 

Höhepunkt waren die am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten groß inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen, bei denen zehntausende Werke verfemter Autoren von Studenten, Professoren und NS-Organen ins Feuer geworfen wurden. (Quelle: Wikipedia, 10.05.2013)

Der dresdner Schriftsteller Erich Kästner (1899-1974) musste heute vor 80 Jahren der öffentlich inszenierten Vernichtung seiner eigenen Bücher zusehen und dazu hören: "Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Gläser und Erich Kästner."  Sein Buch "Emil und die Detektive" hatte man 1933 vergessen, das kam erst 1936 auf den Index. Aber er floh nicht vor den Nazis.

Zur Liste der 1933 verbrannten Bücher bitte hier anklicken.

Bücherverbrennungen haben als Kampf gegen menschliche Vernunft (und Unvernunft) eine lange Tradition. Beispiele finden sich von der Antike bis zur Gegenwart. Verbrannt wurden ähnlich demonstrativ Bibel und Koran oder Marx` "Kapital" und "Das doppelte Lottchen" (1933) sowie gewisse "Schund- und Schmutzliteratur" [Link!] (nicht nur ein DDR-Begriff!). Dabei muss natürlich immer auch der jeweilige historische Kontext beachtet werden. Und als Sohn eines Bibliothekars bleibe ich Optimist: Solange mehr Bücher geschrieben und gelesen als vernichtet werden, sind wir lernfähig. Trotzdem sollten wir Heinrich Heines so makaber wahre Warnung nie vergessen: "... dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen."

Dr. G. Dietmar Rode

Literaturempfehlung: Istvan Rath-Vegh (1870-1959): Die Komödie des Buches. Kiepenheuer Verlag Leipzig, Weimar, Budapest 1984

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