Orientierung

Sonntag, 13. Mai 2012

Good bye, Lenin!

Zur Diskussion um das Lenin-Denkmal in Riesa

von Lutz Meuche
Redakteur "DIE LINKE im Elbland"
Geschichtsaufarbeitung progressiv:
Den Film sollte man sich 
auch ´mal wieder ansehen. 

Kein Zweifel, das Lenindenkmal auf dem Riesaer Rathausplatz gehörte dort nicht hin und es ist gut, dass es dort nicht mehr ist. Es steht nun neben dem Ehrenfriedhof mit Gräbern sowjetischer Militärangehöriger. Das ist kein „Russenfriedhof“, wie Redakteur Ostrowski in der SZ vom 23.April schreibt, denn es diskriminiert.

Historische Zusammenhänge sollte man aufklären, sachkundig und ausgewogen. Lenin war Führer der Bolschewiki, als die Oktoberrevolution in Russland die provisorische Regierung stürzte. Unmittelbar danach wurden die von Lenin verfassten Dekrete in Kraft gesetzt: Das Dekret über den Boden (Enteignung der Großgrundbesitzer) Dekret über den Frieden und Dekret über die Rechte der Völker Russlands. Das waren sehr progressive Dekrete, die den Weg in eine bessere Zukunft wiesen. 
Es folgte mehrjährig ein furchtbarer Bürgerkrieg, in den 14 Staaten eingriffen, darunter Großbritannien, Frankreich, die USA, Polen, Serbien und die Tschechoslowakei, natürlich alle auf Seiten der Gegner der Sowjetmacht. Roter und Weißer Terror wüteten. Vom 5. September 1918 datiert das Dekret über den roten Terror. Ohne roten Terror hätte man sich nicht halten können - so Lenin - und er solle auch nur vorübergehend sein. Am Ende stand die Gründung der UdSSR. Millionen Tote waren zu beklagen. Die Behauptung, Lenin habe sie auf dem Gewissen, ist historisch falsch, sein Anteil daran jedoch unbestritten. Es war der Versuch, die kapitalistische Gesellschaftsordnung zu überwinden, gegen den es militärischen Widerstand gab, ein Versuch, der letztlich scheiterte. 

Herr Ostrowski meint auch, man solle eine Tafel aufstellen, auf der die Verbrechen der Sowjetunion fixiert sind. Und wo soll dann die Tafel stehen, auf der die Verbrechen des Deutschen Reiches stehen ? Ohne sie gäbe es ja auch keinen Friedhof für sowjetische Soldaten in Riesa. Da denke ich nicht nur an den Hitlerfaschismus. Warum gibt es Hunderttausende Tote in Verdun - mitten in Frankreich? Wer war da oberster Kriegsherr in Deutschland? Wer hielt eigentlich die berüchtigte Hunnenrede zur Niederschlagung eines Aufstandes in China? War das nicht Kaiser Wilhelm II.? Und müsste man dann nicht auch eine Tafel über die Verbrechen der USA aufstellen? Man denke an Millionen Tote in Vietnam durch den Einsatz chemischer Kampfstoffe. Den Befehl gab Präsident Nixon. War er dann nicht auch ein Mörder? Oder Hiroshima und Nagasaki. Den Befehl gab Präsident Truman. Oder die Verbrechen Frankreichs, als Algerien um seine Freiheit kämpfte ? Präsident war Charles de Gaulle. Es sei genug damit. Der Krieg ist das Verbrechen und die verantwortlichen Politiker tragen Schuld. 

Lenin war nicht das Idol und der Klassiker, wie er in der Sowjetunion und in der DDR geehrt wurde. Das war historisch falsch. Aber es ist auch zu einfach, ihn einfach als Mörder an den Pranger zu stellen. Das ist platter Antikommunismus, und es ist historisch wieder falsch . Das Pendel schlägt nach der anderen Seite aus. Sinnvoll wäre es, die Persönlichkeit Lenins in die historischen Zusammenhänge einzuordnen, seine Ziele und Vorstellungen für eine bessere Welt und die Konstellationen, in denen er lebte und handelte, zu werten, aber ohne die Absicht , alles was sowjetisch war, von vorn herein zu verurteilen.

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