Orientierung

Mittwoch, 25. Januar 2012

DIE LINKE: Selbstbild-Fremdbild-Abgleich

http://www.linksfraktion.de/
abgeordnete/
harald-weinberg/profil/
Thesen zur öffentlichen Wahrnehmung der LINKEN

Im blog Lafontaines Linke erschien heute ein provokatorisch wirkender Text, der mir nun keine Ruhe mehr lässt. Der Bundestagabgeordnete der LINKEN Harald Weinberg hat ihn dort veröffentlicht. Was ging dem voraus? Zur Januar-Klausur der Linksfraktion im Bundestag war ein als scharfgeistig und -züngig bekannter Kommentator, der STERN-Journalist Hans-Ulrich Jörges, eingeladen worden. Sein Vortrag über die Linkspartei und ihre öffentliche Wahrnehmung war von vielen Abgeordneten als interessanter Denkanstoß begrüßt worden. Den Volltext seiner fünf Thesen könnt Ihr hier nachlesen. Ich verkürze diese Thesen bewusst auf ihre Anfangssätze:

1. These: Die LINKE ist unsolidarisch ... nach innen ...
2. These: Die LINKE scheut die Demokratie ... (z.B. gerade abgesagter Mitgliederentscheid)
3. These: Die LINKE kommuniziert auf Steinzeitniveau und lasse keine Interaktivität zu ...
4. These: Die LINKE sei bei keinem Thema mehr Meinungsführer ...
5. These: Die LINKE praktiziert keine Alternativen, wo sie es könnte ...

Das so trocken hinzuschmettern reicht natürlich nicht aus, weder für eine Befürwortung, noch für eine Ablehnung. Ich berufe mich aber  in solchen Fällen gern auf den Philosophen Baruch Spinoza (1632 - 1677), der im Streit mit dogmatischen Theologen seiner Zeit anmerkte, dass Ignorieren kein Argument sei (Ignorantia non es argumentum!). Abfuhr oder Selbstkritik - das wäre hier die Frage.

In der Hoffnung auf eine rege Diskussion,
Euer Blogger und linker Kreisrat
G. Dietmar Rode

4 Kommentare:

  1. Da Ausbleiben von Diskussion wäre wohl so etwas wie eine Bestätigung von These 3.

    AntwortenLöschen
  2. Man muss Herrn Jörges nicht mögen. Er ist ein bisschen der Typ Mackie Macker. Ich fand es aber gut, dass die Fraktion ihn eingeladen hat. Zu seinen Punkten.

    1. Unsolidarisches Verhalten: Das stimmt. Hatte ich auch schön öfter gebloggt.

    2. Entscheidung in kleinen Zirkeln. Stimmt. Phytagoras sagte: Störe meine Kreise nicht. Gysi sagt: Störe meine gewissen Greise nicht.

    3. Stimmt nicht. Die Linke argumentiert ehrlich, konsequent und logisch stringent. Dass man sich von der Jugend abschneidet, stimmt aber.

    4. Stimmt teilweise. Sahra hat in der letzten Fraktionszeitung z.B. ganz klar gesagt, was zu den Problemen der Finanzkrise zu tun ist. Die Geschichte mit der Bürgerversicherung ist dagegen völlig hinten runter gefallen. Theoretisch haben wir zwar die Meinungsführerschaft, aber wir kommunizieren schlecht. Ich bin den Blogbetreibern ja schon öfter mit meinem Wunsch nach mehr Sachthemen auf die Nerven gefallen. Genau damit erlangt man Meinungsführerschaft.

    5. Als Fan der direkten Demokratie kann ich den Punkt Beteiligung des Volkes nur unterstützen. Dazu gehört aber auch, dass man Entscheidungen wie S21 akzeptiert, auch wenn sie einem nicht gefallen.

    AntwortenLöschen
  3. Der hier weiterhin bestehende Trend zur anonymen Äußerung gefällt mir nicht so richtig. Der Mut zur sachlich-kritischen Debatte gewinnt nicht zuletzt durch persönlich-namentliches Bekenntnis.
    Die Mode, sich der Anonymität mit akademischem Titel zu bedienen, nenne ich belustigt "eine Form des Guttenbergens", die ja auch eine Art Ironie sein kann.
    Trotzdem freue ich mich über jeden gut gemeinten Kommentar. Der eigentliche Wert unserer Kommunikation liegt in ihrer Rückmeldung.
    Seit gestern wird in meinem Umfeld zunehmend über die Thesen debattiert. Das ist, im Sinne des Soziologen Niklas Luhmann, erfolgreiche Kommunikation, weil sie sich fortsetzt. So fand ich es z.B. in der gestrigen Arbeitsgruppe Medienarbeit/Öffentlichkeitsarbeit unserer linken Kreisorganisation einfgach toll, dass das Thema sofort aufgegriffen wurde. Und wir haben übereinstimmend gespürt, wie wichtig es ist, dass wir uns kritisch-selbstkritisch gerade dazu verständigen, um nicht in einer selbstgemachten Sackgasse stecken zu bleiben. Polemik ist nicht Abfälliges, wenn sie das richtige Ziel verfolgt und wenn sie in kulturvoller Weise erfolgt. Im Gegenteil. Die LINKE braucht konstruktive Polemik wie das Salz in der Suppe.

    Mit optimistischen Grüßen,
    Dr. rerum politicarum G. Dietmar Rode

    AntwortenLöschen
  4. Ist Dr. No jetzt sauer? Oder will einfach niemand mit ihm diskutieren? Komm Achim, gib Dir 'nen Ruck!

    AntwortenLöschen

Kommentare sind das Salz in unserer Suppe.