Vertreter von Fraktion, Landratsamt und Kliniken im Präsidium |
Der Einladung in den "Riesenhügel" folgten viele. Nach der Einleitung durch die Fraktionsvorsitzende Bärbel Heym und einem ausführlichen Bericht von Geschäftsführer Dr. Geiger kam es zu einer regen Diskussion durch Mitglieder unserer Kreistagsfraktion, Betriebsratsmitglieder der Elblandkliniken und Vertreter der Gewerkschaft. Am 17. November wird der Kreistag in einer Sondersitzung grundlegende Entscheidungen für die Zukunft der kommunalen Gesundheitseinrichtungen des Landkreises treffen.
voller Saal - Interessenten und Presse |
Diskussion mit Leidenschaft |
Ziel war es, neben der Vertiefung der Informationen für die bevorstehende Beschlussfassung, auch die unterschiedlichen Positionen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite kennen zu lernen und zu vergleichen sowie zur weiteren Klärung von Fragen in der Öffentlichkeit beizutragen. Übereinstimmung gab es weitgehend darin, dass die ELBLANDKLINIKEN mit ihren Standorten in Meißen, Riesa, Radebeul und Großenhain zu einem modernen und zukunftsorientierten Gesundheitsverbund für den Landkreis ausgebaut werden können und sollen. Dazu sind hohe Investitionen erforderlich. Andererseits gibt es eine Reihe von Unklarheiten und Sorgen zur Personalpolitik, die wir unbedingt berücksichtigt sehen wollen.
Die Fraktion DIE LINKE nimmt die Entscheidung im bevorstehenden Kreistag für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung vor allem mit dem Blick auf soziale Ausgewogenheit, Wirtschaftlichkeit und demografische Entwicklung sehr ernst.
Dr. G. Dietmar Rode, Kreisrat und Mitglied im Sozialausschuss
Nachtrag: Die SZ berichtet in ihrer morgigen Ausgabe (hier klicken) über unsere Fraktionssitzung unter der Überschrift
In Elblandkliniken drohen Kündigungen
Die Küchen in Riesa und Radebeul sollen geschlossen werden. Bis zu 80 Stellen könnten wegfallen.
Von Von Peter Anderson
Vollständiger Text siehe Kommentar
Text SZ 09.11.2011
AntwortenLöschenDie Elblandkliniken wollen das Essen für die Krankenhäuser in Radebeul und Riesa nicht mehr selbst kochen, sondern bei einem dritten Anbieter einkaufen. Der medizinische Geschäftsführer Dr. Stefan Geiger bestätigte jetzt, dass an entsprechenden Plänen gearbeitet werde. „Wir prüfen verschiedene Modelle“, sagte er in einer öffentlichen Sitzung der Kreistagsfraktion Die Linke in Riesa.
Geiger zufolge muss die Küche in Riesa wegen des Krankenhausneubaus geschlossen werden. In Radebeul werde umgebaut. Mindestens für die Zeit der Bauarbeiten gebe es keine Alternative, als einen anderen Anbieter das Mittagessen liefern zu lassen. Ob die Elblandkliniken nach den Bauarbeiten wieder selbst kochen, sei derzeit offen, so Geiger.
Im Vergleich zu den durchschnittlichen Marktpreisen arbeiteten die Küchen der Elblandkliniken zu teuer. „Wir können es uns nicht leisten, das Mittagessen zu bezuschussen“, so der Geschäftsführer. Das Unternehmen brauche jeden Euro, um die in den nächsten Jahren nötigen Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen Euro zu stemmen.
Ob und wie viele Stellen wegfallen, wenn die Küchen in Radebeul und Riesa geschlossen werden, wollte Geiger nicht sagen. Geschäftsführung und Aufsichtsrat müssten erst die Details der Lösung erarbeiten. Mit halbfertigen Informationen sei niemandem gedient.
Verdi-Vertreter Bernd Becker geht allerdings davon aus, dass es bis zu 80 Kündigungen im Cateringbereich geben könnte. Das wären nach dem Wegfall von 13 Stellen in der Labortochter Elblab GmbH die zweiten Massenentlassungen in den Elblandkliniken innerhalb kurzer Zeit „Nach Aussagen des Arbeitgebers ist nicht geplant, dass die Kollegen zu dem neuen Betreiber übergehen“, so Becker in einem Rundschreiben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Weiterhin kritisierte er die Informationspolitik der Klinik-Geschäftsführung.
Diese entscheide über die Köpfe der Beschäftigten hinweg. Er kenne kein anderes Klinikunternehmen in Mitteldeutschen – auch nicht im privaten Bereich – in dem so radikal und schnell Service-Bereiche ausgegliedert und Personal abgebaut würden wie in den Elblandkliniken.
Linken-Politiker und Gewerkschafter Heinz Hoffmann äußerte den Verdacht, dass die Elblandkliniken Tochtergesellschaften wie das Labor und die Küche gewollt in die roten Zahlen rutschen ließen. Er kenne dies aus der privaten Wirtschaft. Es würden Gesellschaften ausgegliedert, die auf viel zu schwachen Beinen stünden. Wenn dann ein Minus entstehe, hätten die Geschäftsführer endlich den Anlass, um betriebsbedingt zu kündigen oder die Löhne zu drücken.
Klinik-Controller Frank Ohi wies diese Vorwürfe zurück. Die Tochtergesellschaften der Elblandkliniken seien ausgegründet worden, um diese Bereiche im Krankenhauskonzern halten zu können. Leider hätten sich die gewünschten Synergien nicht eingestellt.
Neben den Problemen mit den Tochtergesellschaften droht den Elblandkliniken am 19. November ein Streik der Ärzteschaft. Nach Angaben von Kliniksprecherin Daniela Bollmann wurden die Gehälter der Ärzte 2009 und 2010 angehoben, jeweils um zwei Prozent.
Die letzte Tarifsteigerung im nichtärztlichen Dienst liege dagegen je nach Krankenhaus zwischen vier und sechs Jahren zurück. Aktuell würde mit Verdi um einen neuen Tarif gerungen. „Aus Sicht der Geschäftsführung bedeutet die Arbeit im Krankenhaus immer Teamwork. Eine Tarifsteigerung im ärztlichen Dienst vor dem Abschluss eines Tarifvertrages im nichtärztlichen Dienst würde das Zusammenarbeiten der Berufsgruppen empfindlich belasten und eventuell sogar den sozialen Frieden stören“, so Daniela Bollmann.
Der Marburger Bund fordert für die Ärzte eine Einmalzahlung von 1500 Euro für das Jahr 2011. Das entspricht etwa einer Steigerung von drei Prozent. Die Elblandkliniken haben angeboten, jeweils 250 Euro in das Weiterbildungsbudget zu investieren. Dies wurde der Kliniksprecherin zufolge vom Marburger Bund abgelehnt.
Kommentar in der Sächsischen Zeitung am Mittwoch, 9. November 2011
AntwortenLöschenAUF EIN WORT - Die Küche gehört zur Klinik
Von Peter Anderson
über Ausgliederungen im Krankenhaus
Betriebswirtschaftlich klingen die Pläne der Klinik-Chefs freilich plausibel. Ein Krankenhaus sollte sich auf die Arbeit am Kranken konzentrieren. Alles was damit nicht unmittelbar zu tun, gehört nicht zu den Kernaufgaben einer Klinik. Reinigungskräfte, Köche und Laboranten sollen deshalb in eigene Gesellschaften ausgegliedert werden. Arbeiten diese nicht preiswert genug, sucht sich die Klinik eben private Anbieter.
Der gesunde Menschenverstand rebelliert allerdings gegen eine solche Logik. Ein Patient kann nur gesunden, wenn ihm das Essen schmeckt. Ein Kranker wird in einem schmutzigen Zimmer eher noch kränker. Ohne Laborwerte gibt es keine ärztliche Diagnose. Laboranten, die Jahrzehnte lang Hand in Hand mit den Schwestern und Ärzten auf den Stationen gearbeitet haben, sollen plötzlich nicht mehr zum Krankenhaus gehören? Das kann nicht richtig sein und wird auch nicht besser, indem selbst die Linke gebetsmühlenartig auf die chronische Unterfinanzierung des Gesundheitssystems verweist. Wenn immer wieder die Mitarbeiter in den untersten Gehaltsgruppen dazu herangezogen werden, diese Unterfinanzierung auszugleichen, wird sich an dem Grundproblem nie etwas ändern. Statt kompensieren, hilft nur protestieren und das richtig.