DIE LINKE im Landkreis Meißen zum sozialen Zusammenhalt und zur Gesundheitspolitik
In der letzten Wahlperiode wurde mit unserer Initiative und durch überzeugende Bürgermehrheit erreicht, dass die Kliniken des Landkreises in kommunalem Besitz bleiben. Seit dem hat sich viel getan. Und mit der Kreistagsitzung vom 17.11.2011 ging es folgerichtig weiter zur Sache. Auf der Grundlage der im Oktober beschlossenen gesellschaftsrechtlichen Veränderungen wurden weitere Weichen für die Entwicklung des ELBLANDKLINIKUMS gestellt.
Die LINKE setzte sich bisher immer besonders für die Gesundheitsvorsorge ein. Im Programm unserer Partei wurde der Grundsatz sozialer Sicherheit im demokratischen Sozialstaat formuliert (S. 30). Für unsere konkreten Bedingungen im Landkreis haben wir deshalb auch immer in das Zentrum der Diskussion gestellt, was es heißt, die Entwicklung stabil, solidarisch und zukunftssicher zu beeinflussen.
Und unsere Fraktion hat es sich dabei nicht leicht gemacht. Spätestens seit der Klausurberatung Anfang des Jahres stand das Thema Gesundheitspolitik besonders im Fokus. Das zeigte sich dann auch in unseren folgenden Fraktionssitzungen sowie den Beiträgen in den Ausschüssen und Kreistagsitzungen ganz klar. Aber auch im ständigen Meinungsaustausch, z.B. per E-Mail oder im Blog Kreis-Meißen-von-links (133 Posts zum Thema Soziales und allein 19 zu den Elblandkliniken), fand das statt.
Besonders hervorzuheben ist die öffentliche Fraktionssitzung, die wir am 07. 11. 2011 ausschließlich zur Vorbereitung dieser Kreistagsitzung durchführten, und die einen hohen öffentlichen Zuspruch bekam. Leider fand dabei größtenteils weniger der Positionsabgleich zwischen den Fraktionsmitgliedern als vielmehr eine Selbstdarstellung der Unternehmensführung statt. Allerdings wurde uns auch dort nachdrücklich bewusst, wie viele Probleme vor allem noch gemeinsam mit der Belegschaft zu überwinden sind. Die Komplexität und die Kompliziertheit machten uns klar, dass es ohne Konsequenzen und Kompromisse innerhalb der Fraktion, aber auch nach außen nicht abgehen würde.
Wo zeichnen sich bis heute Schwerpunkte mit problematischen Fragen ab?
- Unternehmensmodell, Strukturveränderungen und Standortpolitik;
- Prozessoptimierung der Einrichtungen im Interesse der Belegschaft;
- transparente Öffentlichkeitsarbeit.
Demzufolge fand auch die Kreistagsitzung in der Stadthalle „Stern“ in Riesa in einer gespannten Atmosphäre statt. Vor dem Haus und im Saal fanden sich nicht nur Vertreter der öffentlichen Medien ein, sondern auch zahlreiche Demonstranten, die dem Aufruf der Gewerkschaften ver.di und Marburger Bund gefolgt waren.
Und das drückte sich auch in der Diskussion aus. Der oberflächliche Betrachter hätte vermuten können, es ginge um die Entscheidung zwischen „Raumschiff Enterprise“ und „Blockade“. Aber das war es natürlich nicht. Die Mehrheit von CDU und FDP hat es natürlich am einfachsten. Für die Sächsische Landesregierung dürfte das Vorhaben ein Prestige-Projekt sein. Die aufwändige Präsentation wirkte fast erschlagend. Überzogene Zukunftsvision darf nicht dazu führen, die Gefahren des Neoliberalismus und der Technokratie zu vergessen. Enthusiasmus für Neues und Skepsis zu ungelösten Problemen stehen sich gegenüber. Geschäftsführer Funke und seine Partner haben eine andere Sicht als z.B. Dr. Uhlemann (Bündnis 90/Die Grünen – Freie Wähler), der über 15 Jahre Direktor des Krankenhauses in Radebeul war. Die einen sehen ein Vorhaben, das beispielgebend für Europa sein könnte (sic!), die anderen mahnen u.a. die unzureichende Bedarfsanalyse im Widerspruch zur Demografie an. In unserem Parteiprogramm wird diese Problematik mit dem Begriff der „Solidarökonomie“ (S. 23) charakterisiert.
In unserer Fraktion gab es zu einigen Problemen unterschiedliche Meinungen. Wir als LINKE sind bei derartigen sozialen Fragen so oft in der Zwickmühle. Fraktionsvorsitzende Bärbel Heym bezog dazu Stellung und stellte Hoffnungen und Bedenken gegenüber. Aber immerhin haben sich drei Fraktionsmitglieder gegen das Gesamtkonzept ausgesprochen: Claudia Jobst, Heinz Hoffmann und ich selbst. So äußerte sich beispielsweise Heinz Hoffmann sehr kritisch gegenüber dem Finanzierungskonzept und seinen Unsicherheiten. Ich gehe davon aus, dass wir als LINKE die Vorhaben konstruktiv begleiten. Keiner ist daran interessiert, dass es schief geht. Denn was wäre die Alternative beim Misserfolg? Verkauf? Privatisierung? Das darf nicht sein!
Kreistag am 17.11.2011
AntwortenLöschenErgänzungsantrag zur Beschlussvorlage 11/5/0728 vom 03.11.2011
Der Kreistag möge beschließen, den Punkt 1 der Beschlussvorlage wie folgt zu ergänzen:
1.1.
Nach Abschluss der Tarifverhandlungen ist der Wirtschaftsplan dem Verwaltungsausschuss des Kreistages erneut vorzulegen und zu beraten.
1.2.
Dem Verwaltungsausschuss ist in nichtöffentlicher Sitzung eine detaillierte Personalentwicklungskonzeption, gekoppelt an die Personalkostenstruktur, zur Beratung vorzulegen.
Begründung:
„Entscheidend, vor allem für die wirtschaftliche Situation im Jahr 2012, wird der Ausgang der Tarifverhandlungen mit Ver.di und dem Marburger Bund sein.“ (Seite 7, Anlage1)
Da die Tarifverhandlungen noch laufen, bzw. unterbrochen wurden, ist diese entscheidende Frage nicht geklärt. Aus diesem Grund beantragen wir zeitnah in der Sitzung des Verwaltungsausschusses zu diesen Inhalten eine grundlegende Erörterung. Hauptinhalt sollen die sich aus den Tarifverhandlungen ableitenden Folgerungen.
An Hand der aufgezeigten Planzahlen ist nicht erkennbar, wie die in den Unterlagen richtig dargestellten Schwerpunkte der Arbeit umsetzbar sind und Leistungsträger zu hoher Effektivität führen. Weder die aufgezeigten Entwicklungswerte für Personalkosten, noch die fehlende Untersetzung der Aussagen zu Bildung und Kinderbetreuung machen diesen Anspruch fassbar. Angesichts der demografischen Entwicklung muss damit gerechnet werden, dass gerade in diesem Bereich eine „Investition in das Humankapital“ in den nächsten Jahren vor uns steht, die mit einer einfachen Personalkostenentwicklung nicht vergleichbar ist. Vor dem Hintergrund immer weniger Fachkräfte und einer erhöhten Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt müssen deshalb entsprechende Antworten gesetzt werden. Das formulierte Ziel zur langfristigen Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region ist richtig, allerdings unter den zu erwartenden Bedingungen am Arbeitsmarkt zu einseitig betrachtet. Mit den vorgesehenen Investitionen muss erreicht werden, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Letztlich sichern sie die medizinische Versorgung in unserer Region auf hohem Niveau.
Bärbel Heym
Fraktionsvorsitzende