Wenzel in Weinböhla

Kernig und kontrovers

Hans-Eckard Wenzel ist ein vielseitiger Künstler, der als Liedermacher, Autor und Theaterclown schon in der DDR in Erscheinung trat und Aufmerksamkeit errang. Aus unserer damaligen Singebewegung heraus wurde er zu einem beachtlichen Leuchtturm der künstlerischen Gesellschaftskritik. 

Seine Musik ist heute mehr denn je anspruchsvoll, vielfarbig, die Texte melancholisch bis zynisch, hintergründig und philosophisch. Sein großes Vorbild ist der Folksänger Woody Guthrie. Und der passt noch immer in unsere Zeit: This land is your land... Man kann über seine hingefetzten Texte, gesungen oder gesprochen, nicht nur lachen. Aber er polarisiert gegen Krieg, Manipulation und Ausbeutung in dieser Welt. Und seine Band war wieder vom Feinsten.

Sicher, Wenzel ist links, aber er outet sich nicht parteipolitisch. Als Pazifist tritt er kompromisslos wie immer gegen die Kriege in der Welt auf. Und er setzte sich kantig mit aktuellen Schlagwörtern auseinander. In Leipzig ist er durch seine widerspruchsvolle Polemik (+) angeeckt. Und in Weinböhla erhielt begeisterten Beifall von einem Publikum, das, größtenteils jenseits der 50, nach Antworten in all den Widersprüchen sucht. Alle Stühle besetzt, viele mussten stehen. Natürlich jubelten alle am Schluss: "Froh, dass wir am Leben sind."

Ich war an diesem Abend wieder einmal froh, dass es, trotz aller Lethargie auf der einen Seite und hasserfüllter Brutalität auf der anderen, diese Art der politischen Auseinandersetzung noch gibt.Fotos und Text: G. Dietmar Rode