Eberhard Holdt, Nünchritz
Das für die Ukrainer deprimierende Jahr 2023 erinnert mich an 1983. Als die Atomraketen nach Westdeutschland gebracht wurden, begann der praktische Teil des von Ronald Reagan verkündeten Totrüsten der Sowjetunion. Entgegen dem Mehrheitswillen der westdeutschen Bevölkerung – von wegen Demokratie!
Meine Kinder waren klein, ich hatte Angst. Die Spannung in der Gesellschaft war spürbar. Ich erinnere mich an wirtschaftliche Engpässe, Devisenmangel und Konflikte mit Arbeitskollegen. Das Wissen, dass der Stress auch Erkrankungen gefördert hat, bedarf keiner besonderen Geistesgabe. Jahre später fragte ich einen Kriminalisten, ob in der DDR der achtziger Jahre die Kriminalität anstieg? Jaja, ganz schön, war die Antwort. Und kann es sein, dass die allgemeine Anspannung das förderte? Ja.
Sehe ich in die Gesichter der geflohenen Ukrainer, ist es teils erkennbar, Angst, Unsicherheit, auch vorgetäuschtes Selbstbewusstsein, um nicht zu verzweifeln. Die Situation macht die Menschen krank und zerstört Familien. Kiew bettelt ständig um mehr Waffen für den schnellen Sieg. Doch die bleiben aus. Kürzlich im ZDF-Interview bestätigt Ex-NATO-General Egon Ramms, dass Russland 8-10mal mehr Artilleriemunition verschießt. Dass die ukrainische Seite die meisten Opfer hat, sagt er nicht. Die Stimmung könnte kippen, gegen die militärische „Lösung“.
Auf meine Frage nach dem Krieg antwortete mir ein Ukrainer recht wortreich, dass es ein Krieg zwischen den USA und Russland sei. Wenn Selenski Mumm hat, sollte er mal offen die Frage stellen. Wollt Ihr uns zum schnellen Sieg verhelfen oder ist uns nur die Rolle als Bauernopfer zugedacht, die Zbigniew Brzezinski 1997 in „The grand Chessboard“ formulierte? Russland auszehren oder totrüsten, sind wir nur dafür vorgesehen? Kurz nach Kriegsbeginn schnellte das Taschenbuch bei Amazon auf über 200 Euro hoch. Im Handel gab es das mal für 10 Euro.
In der Hoffnung auf baldigen Frieden, ein gutes neues Jahr 2024 für alle.
Eberhard Holt
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